«Niemand ist hier sonderlich aufgeregt», beschreibt SRF-Korrespondent Martin Alioth die Stimmung in Grossbritannien nach der Rede von Theresa May in Florenz. Labour behaupte, die Konservativen hätten sich ihrer Position angenähert, die Liberalen ihrerseits sähen sich als einzig «echte» Brexit-Partei.
So sei denn Mays Rede keineswegs der Befreiungsschlag, der von manchen zuvor erhofft worden war. Sie zeige eher «notwendige, aber möglicherweise nicht hinreichende Konzessionen und Korrekturen der britischen Regierung».
Brüssel ist noch nicht zufrieden
Das sieht auch SRF Korrespondent Oliver Washington in Brüssel so. EU-Chefverhandler Michel Barnier habe in einem Statement nach Mays Rede klar gemacht, dass er mit den von May gemachten Aussagen noch nicht zufrieden sei – auch wenn er den konstruktiven Geist der Rede lobe.
So habe London jetzt zwar erneut zugesagt, man werde allen finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Doch diese Aussage müsse London nun zunächst Taten folgen lassen, sagt Washington.
Auch was die Rechte der im Vereinigten Königreich lebenden EU-Bürger angehe, vermisse Barnier konkrete Ideen. «Das zeigt, dass man in Brüssel nach wie vor sehr ungeduldig ist – und dabei drängt die Zeit», so Washington. Denn aus EU-Sicht kann erst substanziell weiterverhandelt werden, wenn bei der Geldfrage und bei den Bürgerrechten erhebliche Fortschritte erzielt wurden.
Für May wird es nicht einfacher
Für May, die auch innenpolitisch unter grossem Druck steht, habe die Rede von Florenz kaum die Kontrolle über ihre Regierung zurückgebracht, sagt Alioth. «Wir bleiben gleich ratlos wie zuvor.» Nur eines habe sich geändert: «Immerhin beginnt die Unsicherheit nicht schon 2019 – sondern erst 2021.»