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Bürgerkriegsland Jemen Sorge vor einem Blutbad wächst

  • Nach tagelangen Kämpfen um die jemenitische Hafenstadt Hodeida wächst die Sorge vor einer humanitären Katastrophe.
  • Innert 24 Stunden seien am Stadtrand Dutzende Huthi-Rebellen und regierungstreue Soldaten getötet worden, melden Spitalmitarbeiter.
  • Trotz Geländegewinnen der Regierungstruppen kündigten die Rebellen an, die Stadt halten zu wollen.

Vor diesem Hintergrund mehrten sich die internationalen Appelle für den Schutz der Zivilbevölkerung. 27 Huthi-Rebellen und zwölf regierungstreue Soldaten starben innerhalb eines Tages bei den Gefechten, sagten Spitalmitarbeiter. Damit stieg die Zahl der Toten auf beiden Seiten seit vergangenem Donnerstag auf knapp 200.

In einem Spital von Hodeida verstarb nach Angaben der Kinderrechtsorganisation «Save the Children» am Mittwoch zudem ein 15-jähriger Knabe, der von einem Granatsplitter getroffen worden war. Ein örtlicher Sicherheitsmitarbeiter von «Save the Children» sagte, die Organisation versorge noch fünf weitere Kinder. Auch sie seien bei den Kämpfen verletzt worden.

Verletzte in einer Klinik
Legende: Der Krieg in Jemen forderte bereits tausende Verletze (Foto aus einer Klinik in Sanaa). Keystone

Bodenoffensive im Gang

Am Donnerstag hatten regierungstreue Soldaten eine Bodenoffensive begonnen, um die von Rebellen kontrollierte 600'000-Einwohner-Stadt einzukesseln. Unterstützt werden sie von Luftangriffen einer Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens.

Die Regierungstruppen stiessen am Mittwoch nach Militärangaben weiter auf Hodeida vor. Der Rebellenchef Abdel Malik al-Huthi kündigte in einer Fernsehansprache entschiedenen Widerstand an. Falls die Militärkoalition davon ausgehe, dass die Rebellen nach der Einnahme einzelner Gebiete kapitulieren würden, sei dies ein Irrtum.

Thema im UNO-Sicherheitsrat

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  • Der Krieg im Jemen war am Mittwoch erneut Thema im UNO-Sicherheitsrat. Die Niederlande, Schweden und Peru blockierten dort einen britisch-chinesischen Appell zur Beendigung der Kämpfe.
  • Die drei Staaten forderten stattdessen eine Resolution, um die Konfliktparteien wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
  • Im Jemen sind durch den seit Jahren anhaltenden Konflikt laut UNO mehr als 14 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Rund 10'000 Menschen wurden getötet.

Weltweit warnen Hilfsorganisation vor einer weiteren Zunahme der Kämpfe: «Uns bereitet die grösste Sorge, dass die Eskalation der Kämpfe die lebenswichtigen humanitären Anstrengungen gefährdet», sagte Juliette Touma, Sprecherin des UNO-Kinderhilfswerks Unicef im Nahen Osten, der Nachrichtenagentur AFP. Sie verwies im Speziellen auf den Hafen von Hodeida am Roten Meer. Dieser ist strategisch wichtig für Hilfslieferungen und Lebensmittelimporte.

IKRK fordert Schutz für Zivilisten

Mirella Hodeib, Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK, forderte von allen Konfliktparteien, «Zivilisten und zivile Infrastruktur zu schonen». Es müsse sichergestellt werden, dass Zivilisten aus Hodeida fliehen können. Laut «Save the Children» waren zuletzt nächtliche Absperrungen errichtet worden.

Die Kämpfe bedrohen seit Tagen auch die medizinische Versorgung in der Stadt. «Save the Children» gab an, dass eine von der Organisation unterstützte Gesundheitseinrichtung am Mittwoch «unter Beschuss gekommen» sei. Dabei seien «lebensrettende Medikamente» vernichtet worden.

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