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China-Afrika-Gipfel Der rote Drache greift nach Afrika

Längst hat China die USA als grössten Handelspartner Afrikas abgelöst. Viele afrikanische Staaten profitieren von horrenden Investitionen aus der Volksrepublik. Doch der Preis könnte dereinst hoch sein.

Wirtschaftlicher Grossangriff. China baut sein wirtschaftliches Engagement auf dem afrikanischen Kontinent weiter massiv aus. Dabei geht es Peking längst nicht mehr nur um Rohstoffe. Quer durch den Kontinent finanziert Peking Regierungsgebäude, Fussballstadien, Zugstrecken, Flughäfen, Kasernen und Raffinerien, Staudämme oder gar ganze Städte. Seit 2005 belaufen sich die Investitionen auf über 60 Milliarden US-Dollar. Längst hat China die USA als grössten Handelspartner Afrikas abgelöst. Nun verspricht Staatspräsident Xi Jinping weitere 60 Milliarden an staatlicher Unterstützung sowie Investitionen und Krediten durch chinesische Unternehmen und Banken. Zudem sollen einigen Ländern die Schulden erlassen werden.

Investitionen werden auch militärisch abgesichert

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Einhergehend mit der engeren Verflechtung im Handel verfolgt China zunehmend auch militärische Interessen in Afrika. Über neue Militärkooperationen sichert Peking seine Wirtschaftsinteressen auf dem Kontinent wie auch seine Seewege. Seit 2017 unterhält China bereits seinen ersten Marinestützpunkt im Ausland in Dschibuti am Horn von Afrika, von wo auch seine Einsätze im UNO-Kampf gegen Piraten unterstützt werden.

Beobachter weisen jedoch auch darauf hin, dass China in Zukunft in Afrika in noch grösserem Umfang als Waffenlieferant und Ausbilder für das Militär afrikanischer Staaten agieren werde. Seit 2008 seien rund 21 Prozent aller chinesischen Waffenausfuhren weltweit nach Afrika geflossen, berichtete das Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS). Seit 2008 erreichten sie insgesamt drei Milliarden US-Dollar.

Hoffnung und Jobs dank chinesischer Investitionen. Über 130'000 Jobs wurden in Afrika seit 2005 durch chinesische Investitionen geschaffen. Banken aus der Volksrepublik investieren in Projekte wie beispielsweise eine neue Eisenbahnlinie, die Nairobi mit der Hafenstadt Mombasa verbindet und Teil einer Strecke durch ganz Ostafrika werden soll. 90 Prozent des Milliardenprojekts sind chinesisch finanziert. Kenia verspricht sich von der Verbindung die Erschliessung neuer Wirtschaftszonen und einen Neubeginn für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Billiglohn-Standort und neuer Absatzmarkt. Neben Rohstoffen und Investitionen interessiert sich China zunehmend auch für Afrika als Absatzmarkt. Umso mehr seit dem Handelsstreit mit den USA. Und auch die Produktionsbedingungen sind attraktiv. Unternehmen wie beispielsweise die grösste Schuhfabrik Chinas produzieren deshalb mittlerweile auch in Afrika. 50 Euro im Monat bezahlt sie ihren 4000 Arbeitern in einer neuen Fabrik bei Adis Abeba. Zehn Mal weniger als den Mitarbeitern im einstigen Billiglohnland China. «In den nächsten 10 Jahren werden es die Hersteller von billigen Produkten in China schwer haben, zu überleben», sagt Schuhproduzent Zhang Huarong. In Äthiopien könne man das.

Autokraten und Diktatoren lieben die Chinesen. Diese stellen keine Fragen nach Menschenrechten und Demokratie.
Autor: Patrik Wülser ehemaliger Afrika-Korrespondent SRF

Kurzfristig mehr Wohlstand zu einem möglicherweise hohen Preis. Der Haken an den neuen «Wohltätern»: Die oft schwierige Bedienung von Krediten. So ist die chinesische 90-Prozent-Finanzierung der 2,8 Milliarden Euro für das Eisenbahnprojekt in Kenia innert vier Jahren rückzahlbar. Werden die afrikanischen Länder nicht rechtzeitig zahlen, könnte das nachhaltig schwerwiegende Folgen haben. So hätte beispielsweise Indonesien deswegen schon Hafen-Rechte an China abtreten müssen, sagt China-Experte Moritz Rudolf. Einzelne Schuldenerlasse beträfen meist sehr niedrige Beträge, die öffentlichkeitswirksam dargestellt würden.

Chinesische Investitionen sind attraktiver als europäische. Ungeachtet des dereinst möglicherweise hohen Preises nimmt Afrika die gereichte Hand Chinas dankbar entgegen. Das habe nicht zuletzt mit den politischen Verhältnissen auf dem Kontinent zu tun, sagt der ehemalige SRF-Afrikakorrespondent Patrik Wülser: «Autokraten und Diktatoren lieben die Chinesen. Diese stellen keine Fragen nach Menschenrechten und Demokratie.» Zwar hat beispielsweise Angela Merkel mit einer Afrika-Reise eben erst ein verstärktes deutsches Engagement dokumentiert. Doch von einer gemeinsamen Strategie für Afrika sei Europa weit entfernt, stellt Sabine Mokry vom China-Institut Mercys fest.

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