Mit dem gestrichenen Flughafenprojekt macht die neue Regierung Sierra Leones Nägel mit Köpfen. Schliesslich hatte Präsident Julius Maada Bio gleich bei seinem Amtsantritt vor einem halben Jahr angekündigt, das von China finanzierte Vorhaben zu überprüfen. Doch der Stopp des Prestigeprojekts dürfte nicht nur dem neuen Präsidenten Genugtuung verschaffen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank hatten gewarnt, die Schuldenlast des Flughafens würde schwer auf Sierra Leone lasten.
Afrika werde vom Westen wie ein Kind behandelt
Warnungen aus dem Westen, Afrika würde sich zu sehr bei China verschulden, kommen in letzter Zeit gehäuft. Denn die Verschuldung in vielen afrikanischen Ländern, wie in Dschibouti oder Kenia, ist alarmierend. Und dass dies gerade bei den Geldgebern im Westen die Alarmglocken läuten lässt, ist verständlich: Hatten sie doch eben erst drei Dutzend afrikanischen Ländern die Schulden erlassen.
Doch in Afrika stösst die westliche Sorge vielen sauer auf. Besonders Intellektuellen. Die afrikanischen Regierungen würden in dieser Debatte als naiv dargestellt: Das böse, mächtige China, welches das arme, passive Afrika einnehme – so sei der Diskurs, bemängeln Intellektuelle auf dem ganzen Kontinent. Diese Darstellung würde die Politiker Afrikas einmal mehr infantilisieren und ihnen jeglichen Handlungsspielraum absprechen. Auch diese Kritik ist nachvollziehbar auf einem Kontinent mit kolonialer Vergangenheit.
Schuldenschnitt bald von Peking genehmigt?
Dass China als Kreditgeber dazugekommen ist, wird in Afrika grundsätzlich als positiv wahrgenommen. Denn wie sonst soll der Kontinent wirtschaftlich vorwärtskommen, wenn geteerte Strassen, Eisenbahnlinien und Strom fehlen? Seit der Schuldenkrise der 1990er-Jahre sind IWF und Weltbank vorsichtig geworden. Die Auflagen im Bereich Demokratie und Umweltschutz verhindern Kredite aus dem Westen.
Doch was passieren wird, wenn die afrikanischen Länder die chinesischen Kredite nicht zurückbezahlen können, darüber kann auch in Afrika nur spekuliert werden. Muss Dschibouti dann, so wie es Sri Lanka musste, seinen Hafen an China abgeben? Wird China in Simbabwes nächster Präsidentenwahl ganz offensichtlich mitmischen? Oder wird das Reich der Mitte schlussendlich, so wie es der Westen einst tat, mit Afrika an den Tisch sitzen und die Schulden erlassen?
Das alles wird sich erst zeigen müssen. Denn wo die westlichen Geldgeber jahrzehntelange Erfahrung haben, ist China als Gläubiger in Afrika ein neues Phänomen.