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Corona-Notlage in Norditalien Zu Hause bleiben ist die beste Medizin

Marschhalt im öffentlichen Leben: Der Stadtpräsident von Bergamo fordert drastische Massnahmen im Kampf gegen das Virus.

Seit Sonntag ist die Mobilität in weiten Teilen Norditaliens stark eingeschränkt. Ziel ist es, die Verbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Unterdessen wird die Lage in der Lombardei immer schwieriger. Zum Beispiel in und um Bergamo.

Dort warnt Stadtpräsident Giorgio Gori wegen der vielen Kranken vor einem Kollaps der Spitäler. Er ruft seine Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu auf, die Arbeit, wenn immer möglich, ruhen zu lassen oder gar Ferien zu nehmen, um zu Hause bleiben zu können.

Giorgio Gori
Legende: Der Stadtpräsident von Bergamo (L) empfiehlt einen weitgehenden Rückzug der Menschen aus dem öffentlichen Leben, denn dem Gesundheitssystem drohe sonst der Kollaps. Getty Images

Gori ist seit sechs Jahren Stadtpräsident in Bergamo. Vor zwei Jahren wollte der Sozialdemokrat Gouverneur der Lombardei werden, verpasste die Wahl aber. Die Provinz Bergamo ist heute jenes Gebiet Italiens, in dem sich das Coronavirus am schnellsten ausbreitet. Das lasse die lokalen Spitäler kollabieren, sagte Gori dem staatlichen Fernsehen RAI. Die Zahl der Kranken könnte laut Experten auch in den nächsten Wochen weiter stark ansteigen.

Wie angespannt die Lage ist, zeigt ein Interview mit einem Arzt aus Bergamo im « Corriere della Sera » vom Montag: Das Spital in Bergamo müsse schon heute an den Betten der eingelieferten Patienten entscheiden, wen sie in der Intensivstation beatmen könnten und für wen es dort keinen Platz gebe. «Negli ospedali siamo come in guerra» – eine Triage «wie im Krieg», erklärt der Arzt.

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Um diese Notlage nicht weiter zu verschärfen, müsse man das Virus schnell bremsen, sagt Stadtpräsident Gori. Er ruft deshalb alle Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu auf, zu Hause zu bleiben.

Die Regierung in Rom hat in der Nacht auf Sonntag in der Lombardei und in 14 norditalienischen Provinzen die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Das Pendeln zur Arbeit aber bleibt weiter erlaubt.

Stadtszene in Bergamo
Legende: Leere Strassen und eine unheimliche Stille: Zum Wochenstart gleicht Bergamo einer Geisterstadt. Keystone

Bergamos Stadtpräsident Gori hält wenig davon und betont: Nicht die Arbeit komme zuerst, sondern die Gesundheit. Wegen der Sorge um die Gesundheit müsse man die Produktion stoppen. Nämlich die Produktion all jener Güter, die man nicht dringend benötige.

«Die Leute müssen Bürgersinn beweisen»

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Der Stadtpräsident von Bergamo plädiert für weitergehende Massnahmen im Kampf gegen das Virus als die Regierung in Rom. Doch ist das realistisch? SRF-Korrespondent Franco Battel zweifelt daran. Denn ein Stillstand des wirtschaftlichen Lebens würde ganz Italien hart treffen. Die Regierung versuche denn auch, Italiens Wirtschaftsmotor, die Lombardei, nicht gänzlich abzuwürgen. So können Angestellte ziemlich unkompliziert – mit einer Selbstdeklaration – an ihren Arbeitsplatz gelangen.

Die Mobilität in der Region ist ansonsten stark eingeschränkt. «Seit heute gibt es Kontrollen – auch auf den Strassen», berichtet Battel. Es gebe aber nur Stichproben. Das betroffene Sperrgebiet in Norditalien sei schlicht zu gross, um flächendeckend Kontrollen durchzuführen. «Die Leute müssen also Bürgersinn beweisen», so Battel.

Gori macht den 120'000 Bürgerinnen und Bürgern seiner Stadt einen unkonventionellen Vorschlag: Macht das, was Ihr normalerweise im August, in der heissesten Zeit des Sommers macht: Macht Ferien, aber bleibt zu Hause.

Arbeiten statt Sommerpause

Tatsächlich steht Italien still an «Ferragosto», den zwei Wochen um den 15. August. Lasst uns das jetzt probieren, sagt Gori und meint das durchaus ernst. Und später, im August, wenn das Virus hoffentlich nicht mehr oder weniger stark kursiert, lasst uns dann die Arbeit nachholen.

Die Massnahmen, die die Regierung in Rom beschlossen hat, gehen weniger weit. Denn die Produktion steht nicht still. Ab heute müssen all jene Leute, die in den betroffenen Gebieten Norditaliens zur Arbeit pendeln, ein Formular ausfüllen. Auf diesem müssen sie bestätigen, dass sie ihren Wohnort aus beruflichen Gründen verlassen. Die Polizei kontrolliert das mit Stichproben.

«Echo der Zeit», 09.03.2020, 18:00 Uhr; srf/batf/imhm; kurn

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