Die Pandemie hält Europa in Atem. Weil zugleich eine Corona-Müdigkeit droht, stehen die Regierungen vor einem Problem: Wie motivieren sie die Bürgerinnen und Bürger, weiterhin Abstand zu halten und die Kontakte zu beschränken?
Dass Krisenkommunikation zuweilen Glückssache ist, zeigen drei Beispiele vom Wochenende.
So schärfte der österreichische Kanzler Sebastian Kurz am Samstag der Bevölkerung mit dramatischen Worten Respekt vor dem Virus ein. «Treffen Sie niemanden», forderte er – und erzielte die gewünschte Wirkung: Der Satz war in allen Medien.
Bereits Ende März war Kurz ein ähnlicher Volltreffer gelungen: «Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist», hatte er gewarnt. Damit wollte er vor Verharmlosung warnen.
Durchhalteparolen helfen nur bedingt
Aus PR-Sicht ein erfolgreicher Ansatz. Der zugleich die Frage aufwirft, ob ein Regierungschef der Bevölkerung mehr bieten sollte als nur Angst und Schrecken.
Denn Menschen, die unter den psychischen Folgen der verordneten Einsamkeit leiden, könnten sich von diesen Durchhalteparolen vor den Kopf gestossen fühlen.
Vielleicht hätte sich Kurz besser an US-Präsident Roosevelt gehalten. Während der Weltwirtschaftskrise machte der seinen Landsleuten mit dem legendären Satz Mut, das Einzige, das sie zu fürchten hätten, sei die Furcht selbst. Denn Angst lähme.
Bis Ostern kaum Lockerungen in Aussicht
Zwar hatte Sebastian Kurz an der Pressekonferenz auch noch tröstlichere Botschaften parat. Seine PR-Leute hatten allerdings so gut gearbeitet, dass diese Zwischentöne überhört wurden.
Einen ähnlichen Ansatz wählte Peter Altmaier. Zwar lächelte der deutsche Wirtschaftsminister den Deutschen von der Samstagsausgabe der «Bild» entgegen. Seine Botschaft war jedoch keine frohe: Bis Ostern seien kaum Lockerungen zu erwarten.
Eine Rhetorik, die an Winston Churchill erinnert: Als Grossbritannien 1940 allein gegen Nazi-Deutschland stand, liess der Premierminister seine Landsleute wissen, das Einzige, was er versprechen könne, seien Blut, Schweiss und Tränen.
Die Couch als Kriegsfront
Mit der Weltkriegs-Thematik spielte auch der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Am Samstag verbreitete er ein Video, in dem sich ein Grossvater in Lehnstuhl an seine Jugend in Chemnitz erinnert, unterlegt von dramatischer Musik.
Der Mann wirkt wie ein Kriegsveteran, erzählt aber vom Winter 2020. Jung sei er damals gewesen, habe die Welt erobern wollen. Doch wegen der Pandemie habe das Schicksal des Landes in seinen Händen gelegen.
Und so habe er getan, was von ihm erwartet wurde: gar nichts. «Unsere Couch war die Front, und unsere Geduld war unsere Waffe», erinnert er sich.
Ironie ist Glückssache
Mit dem ironischen Clip wollte die Bundesregierung die 15- bis 25-Jährigen dazu bringen, zu Hause zu bleiben. Das kam nicht überall gut an.
Die einen kritisierten, dass im Video eine Parallele zum Zweiten Weltkrieg gezogen wird, andere, wie wenig die Bundesregierung der eigenen Jugend zutraut.
Trotzdem scheint es, als hätte die deutsche Regierung ihr Ziel erreicht: Ihre Botschaft ist in aller Munde.