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Coronavirus in Dänemark «Die Ansteckungsrate hat sich innert zwei Wochen halbiert»

Noch sind in Dänemark Schulen, Restaurants, Kinos, Theater und weitere Freizeiteinrichtungen wie Fitnessstudios geschlossen. Es gilt ein öffentliches Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen. Das könnte sich bald ändern, sagt Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann.

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Korrespondent

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Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

SRF News: Was stimmt Dänemarks Regierungschefin so optimistisch?

Bruno Kaufmann: Es sind die jüngsten Zahlen der dänischen Gesundheitsbehörden. Sie zeigen, dass die Ansteckungsrate durch Corona-Infizierte innert zweier Wochen von 2.4 auf 1.2 Personen zurückgegangen ist. Diese Halbierung habe zu einer flachen Entwicklung beigetragen und zur Voraussetzung, dass das Land wieder langsam geöffnet werden könne, stellte Regierungschefin Mette Frederiksen fest.

Konnte die Überlastung der Spitäler verhindert werden?

Ja, das ist so. In Dänemark gibt es gut 2800 Infizierte, wovon sich zurzeit rund 500 in den Spitälern, 130 davon in den Intensivabteilungen befinden. Damit ist etwa die Hälfte der Intensivplätze belegt. Man geht davon aus, dass man die Lage damit im Griff hat.

Gibt es schon eine Vorstellung, wie das Regime ab Ostern gelockert werden soll?

Ja. Bereits am Tag, nachdem der Lockdown beschlossen war, machte sich das Parlament Gedanken über einen Wiedereröffnungsplan. Die Regierung arbeitete daran und möchte nun am Osterdienstag schrittweise die Schulen und Arbeitsplätze zugänglich machen.

Bereits am Tag, nachdem der Lockdown beschlossen war, machte sich das Parlament Gedanken über einen Wiedereröffnungsplan.
Autor: Bruno Kaufmann

Denkbar ist, dass Teile der Schulen am Vormittag unterrichten und Arbeitsplätze am Nachmittag wieder besetzt werden. So soll es nicht zu Rushhours kommen, welche die Infizierungsrate wieder hochschnellen lassen könnten. Man stützt sich hier auch auf einen «Lockout» der gesamten Lehrerschaft anlässlich eines Streiks von 2013. Damals sammelte man Erfahrungen, wie man die Schulen wieder hochfahren kann.

Seit dem 14. März sind in Dänemark die Grenzen für Personen ohne triftigen Einreisegrund geschlossen. Bleibt das so?

Das bleibt vorläufig so. Frederiksen machte am Montag deutlich, dass man sich auf eine längere Grenzschliessung einrichten sollte. Das hat auch Symbolcharakter, stehen doch die in der Minderheit stehenden Sozialdemokraten wie auch die Nationalkonservative Volkspartei voll dahinter. Es ist ein Signal, dass man nicht zusätzlich Infizierte aus dem Ausland importieren will.

Freut die Ankündigung, das Land wieder hochzufahren, die Däninnen und Dänen – oder überwiegt die Skepsis?

Die Erleichterung ist überall zu spüren. Viele Menschen hatten sich in der Wirtschaft wie auch in den Schulen auf eine langsame Wiedereröffnung erst im Mai eingerichtet. Mit dem gestrigen Bericht gibt es einen Silberstreifen am Horizont.

Gibt es keine Angst, dass sich das wieder rasch ändern könnte?

Natürlich besteht diese Angst. Aber nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch bei der Regierung. Diese sagte ganz klar, dass der Plan je nach Entwicklung in den nächsten Tagen und Wochen überprüft werden müsse. Man hat sich also nicht zu früh verkauft oder bereits etwas beschlossen. In Dänemark muss zudem auch das Parlament jeweils über diese Schritte entscheiden.

Man hat sich also nicht zu früh verkauft oder bereits etwas beschlossen.
Autor: Bruno Kaufmann

Das Gespräch führte Claudia Weber.

SRF 4 News, 31.03.2020, 07:20 Uhr ; 

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