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International Das droht den verhafteten Fifa-Funktionären

Es war der erste Paukenschlag in der Fifa-Affäre: Sieben Funktionäre des Weltfussballverbands wurden am Mittwoch vergangener Woche im feinen Baur au Lac in Zürich abgeführt. Seither sitzen sie in Auslieferungshaft. Diese könnte noch Wochen dauern.

Es waren Bilder wie aus einem Krimi, die am frühen Morgen des 27. Mai von Zürich aus um die Welt gingen. Auf Ersuchen der USA liess die Schweizer Justiz im Nobelhotel Baur au Lac sieben Funktionäre des Weltfussballverbands durch Beamte in Zivil verhaften.

Die Vorwürfe wiegen schwer: In der Anklageschrift ist unter anderem von Korruption und Geldwäsche die Rede. Sollten sie sich dafür vor einem amerikanischen Gericht verantworten müssen, drohen ihnen bis zu 20 Jahre Haft.

Eintöniger Gefängnisalltag

Vorerst aber sitzen die sieben Funktionäre in verschiedenen Zürcher Gefängnissen in Auslieferungshaft.

Medienberichten zufolge verbringen sie dort die meiste Zeit allein in ihrer Zelle. Abwechslung bieten lediglich ein einstündiger Spaziergang im Hof oder – wenn es von den Inhaftierten gewünscht wird – kleinere Arbeitseinsätze, etwa in der Gefängnisküche.

Video
Das sagt das Bundesamt für Justiz
Aus News-Clip vom 05.06.2015.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 1 Sekunde.

Das Bundesamt für Justiz bestätigt, dass alle sieben Inhaftierten sich einer Auslieferung in die USA widersetzen. «Wir haben deshalb die US-Behörden gebeten, innert 40 Tagen die formellen Auslieferungsgesuche zu stellen», sagt Folco Galli, Mediensprecher des Bundesamtes für Justiz gegenüber der «Tagesschau».

Diese Auslieferungsgesuche müssen bis zum 3. Juli vorliegen. Sind diese eingetroffen, werden die Verdächtigen angehört und können über ihre Anwälte eine Stellungnahme abgeben.

«Gestützt auf die Anhörungen und die Stellungnahmen werden wir dann prüfen, ob die Voraussetzungen für die Auslieferung erfüllt sind», so Behördensprecher Folco Galli.

Bis kommenden Montag haben die sieben Funktionäre zudem die Möglichkeit, sich juristisch gegen ihre Auslieferungshaft in der Schweiz zu wehren. Die Chancen, vorzeitig entlassen zu werden, stehen allerdings nicht gut. Laut Bundesamt für Justiz besteht bei allen sieben Verdächtigen Flucht- und Verdunkelungsgefahr.

Sollte es zu einem Auslieferungsentscheid kommen, haben die Inhaftierten noch Rekurs-Möglichkeiten. «Wenn unser Amt zu dem Schluss kommt, dass alle Voraussetzungen erfüllt sind, können sie unseren Entscheid vor dem Bundesstrafgericht anfechten.»

Wer im Fifa-Skandal gegen wen ermittelt

US-Behörden
Das FBI und die Staatsanwaltschaft New York Ost ermitteln wegen Geldwäsche, der Annahme von Bestechungsgeldern und Bildung krimineller Organisationen sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten gegen insgesamt 14 Personen. Die Anklage zeichnet ein Bild der weitreichenden Korruption im Weltfussball. In der Anklage taucht auch die ominöse 10-Millionen-Dollar-Zahlung von einem Fifa-Konto auf. Diese landete am Ende auf einem Konto, das vom Ex-Fifa-Vize Jack Warner kontrolliert wurde. Dieser war in seiner Heimat Trinidad und Tobago vorübergehend festgenommen und wieder freigelassen worden. Zudem werden noch 25 namentlich nichtgenannte Mitverschwörer aufgeführt, so dass weitere Enthüllungen zu erwarten sind. Protagonisten der Ermittlungen in den USA sind die neue Justizministerin Loretta Lynch, die jahrelang selbst die Untersuchung leitete, ihr Nachfolger Oberstaatsanwalt Kelly Currie, FBI-Boss James Comey – und «Whistleblower» Chuck Blazer, der früher im Fifa-Exekutivkomitee sass und jetzt, um selber nicht ins Gefängnis zu müssen, auspackt. Der scheidende Fifa-Präsident Sepp Blatter und sein Generalsekretär Jérôme Valcke stehen bislang nicht auf der offiziellen Liste der Beschuldigten.
Schweizer Bundesanwaltschaft
Die Schweiz ermittelt in einem unabhängigen Verfahren wegen «Unregelmässigkeiten» bei den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) gegen unbekannt. Die Untersuchung hat die Fifa mit einer Strafanzeige im vergangenen November selbst in Gang gesetzt, ist also die Geschädigte. Am 10. März 2015 wurde ein Strafverfahren eröffnet. Am vergangenen Mittwoch waren die Ermittler im Fifa-Hauptquartier auf dem Zürichberg und sammelten Daten und Dokumente ein. Zudem wurden bereits sieben der noch immer aktiven Exekutivkomitee-Mitglieder befragt (nicht verhört), die schon bei der Vergabe 2010 in der Regierung des Weltfussballs gesessen haben. Blatter gehörte wie auch Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke und Uefa-Präsident Michel Platini als Schweizer Bürger nicht dazu. Nach Blatters Rücktrittsankündigung betonte die Schweizer Bundesanwaltschaft, Blatter sei «kein Beschuldigter». Bei ihren Ermittlungen stehen die Schweizer in engem Austausch mit den US-Behörden.

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