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Ein Lebenszeichen der nigerianischen Schülerinnen
Aus Tagesschau vom 12.05.2014.
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International «Das war hervorragende Propaganda von Boko Haram»

Seit Mitte April hält Boko Haram über 200 Schülerinnen gefangen. In einem Video stellt die Islamistengruppe nun neue Forderungen: Die entführten Mädchen würden erst freikommen, wenn alle inhaftierten Islamisten Nigerias freigelassen werden. Die Aktion sei gut geplant, sagt eine Journalistin vor Ort.

SRF: Bis jetzt hiess es, die entführten Mädchen sollten als Sklavinnen verkauft werden. In einem heute Montag veröffentlichten Video fordert Boko Haram aber nun die Freilassung inhaftierter Islamisten, im Tausch gegen die Schülerinnen. Welche Strategie verfolgt Boko Haram damit?

Katrin Gänsler: Boko Haram schafft es so wieder, viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Es hiess schon vor einigen Wochen, dass viele der Mädchen Christinnen sind. In Nigeria wurde das damals eigentlich gar nicht gross beachtet. Die Menschen wollen einfach, dass die Mädchen wieder zurückkommen, egal ob sie Christinnen oder Musliminnen sind. Dennoch ist die jüngste Ankündigung für die christliche Gemeinschaft ein Schreck. Sie könnte auch dazu führen, dass es wieder zu Solidaritätskundgebungen ausserhalb Nigerias kommt.

Audio
Die Propaganda von Boko Haram funktioniert
aus SRF 4 News aktuell vom 12.05.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 57 Sekunden.

Der Boko-Haram-Führer fordert im Gegenzug für die Freilassung der Mädchen die Entlassung aller inhaftierten Islamisten. Geht die Regierung darauf ein?

Das kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Bereits vergangene Woche wurde darüber spekuliert. Der Sprecher des Präsidenten hat dies vehement dementiert und gesagt, man verhandle nicht mit Boko Haram. Es gibt jedoch in Nigeria viele Beobachter, die sagen, man müsse sich auf einen solchen Deal einlassen, um die Mädchen zu retten. Sollte es zu einem Militäreinsatz kommen, dann besteht die Gefahr, dass die Mädchen dabei zu Schaden kommen. Verhandlungen wären für die Schülerinnen also möglicherweise der sicherere Weg.

Katrin Gänsler

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Die freie Journalistin lebt und arbeitet seit 2010 in Westafrika. Ihre Standorte sind Cotonou (Benin) und Lagos (Nigeria). Sie berichtet für deutschsprachige Tageszeitungen, Magazine und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Bereits während ihres Studiums der Journalistik und Afrikanistik bereiste sie den Kontinent regelmässig.

Die Ankündigung, die Mädchen als Sklavinnen zu verkaufen, hat die Welt schockiert. Wollte Boko Haram damit ein möglichst grosses Medienecho provozieren, um nun die Freilassung der inhaftierten Islamisten zu verlangen?

Auf jeden Fall, das war hervorragende Propaganda von Boko Haram. Die Gruppe sucht sehr stark nach internationaler Aufmerksamkeit. Das haben wir auch in den vergangenen Jahren immer wieder gesehen, wenn sie Angriffe auf Kirchen begangen haben. Im Westen wurde dies häufig so gedeutet, dass die Gruppe primär Christen vertreiben und jagen will. Das Ziel war aber, auch im Westen Aufmerksamkeit zu erhalten. Mit den Anschlägen auf Kirchen ist das gelungen. Jetzt hat die Gruppe erneut ein grosses Medienecho ausgelöst.

Boko Haram hat es auch geschafft, die Regierung in Nigeria stark unter Druck zu setzen. Die muss nun handeln und wird mittlerweile auch von der Welt beobachtet.

Und in Nigeria selbst ist nicht nur eine Wut auf Boko Haram vorhanden, sondern auch eine Wut auf die Regierung?

Ja. Täglich finden in Nigeria Proteste statt. Die Menschen verlangen, dass die Regierung endlich handelt und dass sie die Mädchen zurückbringt. Mit welcher Taktik, ist vielen egal.

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