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International Der Rubel rollt nicht mehr

Die Rohstoffmacht Russland geht durch schwere Zeiten. Um 3,7 Prozent ging die Wirtschaftsleistung im Vorjahr zurück. Und die Krise dringt zur Bevölkerung durch: Die Kaufkraft sinkt dramatisch, die Menschen bangen um ihre Jobs.

Die russische Wirtschaft steckt in der Krise. Das ist nicht neu. Nun wird allerdings klar, wie schwerwiegend sie ist: Gemäss dem Statistikamt in Moskau ist die Wirtschaftsleistung 2015 um satte 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Der Hauptgrund für die Krise ist schnell ausgemacht: Die extreme Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von Öl und Gas.

Vor allem der sinkende Ölpreis hat die Rohstoffmacht Russland in den vergangenen Monaten in eine tiefe Rezession gestürzt. SRF-Russland-Korrespondent David Nauer illustriert, wie schwer der Preisverfall lastet: «Vor der Krise machten Energieträger zwei Drittel der Exporte aus. Wenn die Preise kollabieren, fällt diese wichtigste Devisenquelle weg – und entsprechend gross ist auch die Krise der ganzen Wirtschaft.»

Unruhe in Moskau

Rubel im freien Fall

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Unter dem Eindruck leichter Entspannung am Energiemarkt erholte sich der Wechselkurs heute zunächst leicht auf knapp 78 Rubel je Dollar. In der vergangenen Woche war der Kurs auf einen historischen Tiefpunkt von mehr als 85 Rubel je Dollar gestürzt.

Noch Ende Jahr verkündete Russlands Präsident Wladimir Putin, die Talsohle sei erreicht. Doch davon ist wenig zu spüren – in den letzten Wochen zeigten die Ölpreise erneut nach unten. Und im Kreml werde man zusehends unruhig, so Nauer: «In Moskau herrscht aktuell keine Panik, aber die Entwicklung löst sehr grosse Besorgnis aus.»

Als Brandbeschleuniger für die Wirtschaftskrise wirken die Sanktionen, die der Westen infolge des Ukraine-Konflikts gegen Russland erliess. «Sie sind zwar nicht der entscheidende Faktor. Das Hauptproblem ist aber, dass sich russische Firmen nicht mehr auf dem Weltmarkt mit günstigen Krediten eindecken können», so Nauer. Dies sei Gift für die Wirtschaft – denn investitionswilligen Russen fehle schlicht die Möglichkeit, Geld für Projekte zu leihen.

Die Krise dringt zur Bevölkerung durch

Doch nicht nur Unternehmer leiden an der lahmenden Wirtschaft. Auch die einfache Bevölkerung ist zunehmend betroffen: Die Russen spüren dies unter anderem an rapide steigenden Preisen, sinkenden Reallöhnen sowie einem Wechselkursverfall des Rubels zum US-Dollar.

«Alles wird teurer: Früchte, Gemüse, Fleisch, und viele andere Produkte des täglichen Bedarfs. Gleichzeitig werden Löhne gekürzt, viele Menschen haben Angst um ihre Jobs», fasst Nauer zusammen. Besonders betroffen sei die Mittelschicht. Sie habe sich vor der Krise westliche Güter – etwa Autos, Smartphones oder Kleider – leisten können; doch diese seien nun für viele Menschen unerschwinglich geworden.

Kreml vor Herkulesaufgabe

Für 2016 erwartet das Wirtschaftsministerium nun einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um bis zu 3,9 Prozent – je nach Entwicklung der Ölpreise. Was will, und vor allem: Was kann die russische Regierung tun, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen? «Sie muss vor allem eines tun: sparen», so Russland-Korrespondent Nauer: «Bisher kam rund die Hälfte des Staatsbudgets aus dem Öl- und Gassektor. Jetzt muss entsprechend gespart werden.»

Audio
Russlands Wirtschaft - es geht noch tiefer
aus Echo der Zeit vom 25.01.2016.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten.

Und der Kreml hat bereits reagiert: «Die Rede ist nun davon, dass durchs Band alle Ministerien ihre Ausgaben um zehn Prozent senken müssen.» Gleichzeitig arbeite die Regierung an einem milliardenschweren Anti-Krisen-Programm, um einzelne Branchen zu stützen – und auch um die sozialen Folgen der Krise abzufedern.

Zudem ortet Nauer Zeichen, dass sich der Kreml bemüht, die Sanktionen wegzubekommen. Zwar sei die offizielle Sprachregelung nach wie vor, dass diese ein Problem des Westens, nicht Russlands seien. «Es lässt sich Bewegung registrieren. Russland versucht offenbar, im Ukraine-Konflikt eine Lösung zu finden.» Der Kreml habe etwa das russische Verhandlungsteam gestärkt. «Aber bislang gab es noch keinen Durchbruch. Und so lange das so ist, werden auch die Sanktionen in Kraft bleiben.»

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