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International Deutsche Einheit: Demonstranten pöbeln gegen Regierung und Gäste

In Dresden haben mehrere hundert fremdenfeindliche Demonstranten die geladenen Politiker beim Empfang zur Einheitsfeier in Dresden lautstark beschimpft. Derweil warb Bundestagspräsident Norbert Lammert für ein selbstbewusstes, optimistisches und weltoffenes Deutschland.

Trillerpfeifen-Konzert und aggressive Stimmung: Mehrere hundert Menschen haben die geladenen Politiker beim Empfang zur zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden lautstark beschimpft.

Die Demonstranten, vor allem Anhänger des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses, riefen vor dem weiträumig abgesperrten Verkehrsmuseum «Volksverräter», «Haut ab» und «Merkel muss weg». Auch Trillerpfeifen ertönten. Unter den Gästen waren Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Zu den Demonstranten gehörte auch der Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann. Augenzeugen sprachen von einem Spiessrutenlauf für die Gäste und Politiker, die auf dem Weg zu den Feierlichkeiten waren. Die Frau des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig brach in Tränen aus, als sie durch die aufgebrachte Menge ging. Ein dunkelhäutiger Mann, der zum Gottesdienst wollte, wurde mit «Abschieben»-Rufen empfangen.

Ruck-Rede an Jammer-Deutsche

Bundestagspräsident Norbert Lammert meinte in seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit, dass das heutige Deutschland nicht perfekt sei, aber besser als je zuvor.

«Das Paradies auf Erden ist hier nicht. Aber viele Menschen, die es verzweifelt suchen, vermuten es nirgendwo häufiger als in Deutschland», sagte Lammert beim zentralen Festakt in der Dresdner Semperoper mit Blick auf die hunderttausenden Flüchtlinge im Land.

Personen auf einem Balkon in der Semperoper in Dresden.
Legende: Bundestagspräsident Norbert Lammert (3.v.r.) fordert an der Rede zum Tag der deutschen Einheit mehr Zufriedenheit. Keystone

Er monierte, dass die Deutschen das Bild ihres eigenen Landes viel zu negativ zeichneten. «Wir können und dürfen durchaus etwas mehr Selbstbewusstsein und Optimismus zeigen», sagte er. Deutschland könne sich «durchaus eine kleine Dosis Zufriedenheit» erlauben, wenn nicht sogar ein «Glücksgefühl». Das heutige Deutschland sei sicher nicht perfekt, aber in besserer Verfassung als je zuvor.

An der Einheitsfeier nahmen Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere hundert weitere geladene Gäste teil. Lammert rief in seiner Festrede dazu auf, Zuwanderung als Chance für mehr Vielfalt zu begreifen.

Er erinnerte daran, dass auch Deutsche während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu Flüchtlingen wurden, und warb für eine weltoffene Gesellschaft. «Dieser Staat, dessen Einheit wir heute feiern, unsere Gesellschaft, kann und will Möglichkeiten eröffnen, ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen.»

Höchste Sicherheitsvorkehrungen

Lammert wandte sich in seiner Rede auch direkt an die Demonstranten. «Diejenigen, die heute besonders laut pfeifen und schreien und ihre erstaunliche Empörung kostenlos zu Markte tragen, die haben offenkundig das geringste Erinnerungsvermögen daran, in welcher Verfassung sich diese Stadt und dieses Land befunden haben, bevor die deutsche Einheit möglich wurde», sagte er.

Die Feiern finden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Mit rund 2600 Beamten sichert die Polizei die Veranstaltungen ab. «Um Zugang der Ehrengäste zu den Protokollveranstaltungen am Neumarkt zu gewährleisten, mussten Personen zurückgedrängt werden», teilte die Polizei via Twitter mit.

Demonstration angekündigt

Sachsens Ministerpräsident und Bundesratspräsident Stanislaw Tillich empfing die hochrangigen Gäste vor dem Verkehrsmuseum mitten in der historischen Altstadt, wo sie sich in das Goldene Buch der Stadt eintrugen. Anschliessend gingen sie in die Frauenkirche, wo ein Ökumenischer Gottesdienst stattfand. Zur Stunde findet der offizielle Festakt in der Semperoper statt.

Pegida-Anhänger hatten bereits im Vorfeld angekündigt, während des Festes sicht- und hörbar zu sein. Zudem wollen sie am Nachmittag demonstrieren. Auch das mittlerweile mit ihnen verfeindete rechte Bündnis «Festung Europa» will gegen die Flüchtlingspolitik protestieren.

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