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International «Die Jungen werden wohl ein Nein in die Urne legen»

Die Kapitalverkehrskontrollen seien für die Griechen eine grosse Einschränkung, sagt der Chefökonom der Zürcher Kantonalbank, Anastassios Frangulidis. Er ist Grieche und hat die Lage vor Ort beobachtet. Er hofft, dass eine Mehrheit für den Euro stimmen wird.

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Hören Sie hier das ganze Gespräch mit ZKB-Chefökonom Frangulidis
aus SRF 4 News aktuell vom 02.07.2015.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 42 Sekunden.

SRF News: Herr Frangulidis, Sie waren letztes Wochenende in Thessaloniki. Was war anders als bei früheren Besuchen?

Anastassios Frangulidis: Am Sonntagnachmittag wurde die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen bekanntgegeben. Als Folge sind die Menschen zur Bank gegangen und haben versucht, so viel wie möglich von ihren Ersparnissen zurückzuholen. Die Menschen in Griechenland sind verunsichert. Die Stimmung ist viel schlechter geworden.

Anastassios Frangulidis

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Der Chefökonom bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist in Griechenland aufgewachsen. Seit seiner Studienzeit lebt er in der Schweiz. Anfangs Woche war er privat in der zweitgrössten griechischen Stadt Thessaloniki unterwegs und erlebte dort den Beginn der schicksalshaften Woche.

Woran haben Sie das gemerkt?

An den Reaktionen der Menschen. Sie warteten entweder vor der Bank, um die 60 Euro, die sie noch beziehen können, abzuheben, oder sie haben miteinander diskutiert.

Wie erleben Ihre Freunde und Bekannten diese die Einschränkungen im Alltag?

Ich denke, die Tatsache, dass man nur 60 Euro pro Tag beziehen kann, ist eine grosse Einschränkung der persönlichen Freiheit. Wenn man etwas geplant hat, fragt man sich, ob es überhaupt möglich sei, jetzt beispielsweise in die Ferien zu gehen. Die Rentner fragen sich, ob sie ihre Rechnungen mit 60 Euro am Tag bezahlen können.

Was sagen die Banker?

In den Diskussionen mit Bankern geht es um die Frage, wie es mit der Volkswirtschaft weitergehen wird. Als Folge der Einführung der Kapitalverkehrskontrollen können Unternehmen ihre Rechnungen nicht bezahlen, beziehungsweise können kein Geld ins Ausland ausführen und so können sie auch keine Vorleistungen aus dem Ausland beziehen. Die Angst ist gross, dass die griechische Volkswirtschaft erneut abstürzt und eine erneute Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit erleben wird.

In der Schweiz hat man den Eindruck, die griechische Bevölkerung sei in Bezug auf das angekündigte Referendum gespalten. Stimmt das?

Ich habe auch diesen Eindruck erhalten. Es scheint mir, dass vor allem die älteren Menschen und solche, die einen guten und sicheren Job haben, am kommenden Sonntag für den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone abstimmen werden. Die Jungen hingegen, werden eher ein Nein in die Urne legen. Vermutlich wird es ein knappes Resultat geben.

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Bestimmt schauen Sie nächstes Wochenende gespannt auf Griechenland. Hoffen Sie auf ein Ja oder ein Nein beim Referendum?

Ich hoffe, dass die Bevölkerung Ja stimmen wird. Ein Ja heisst nicht nur der Verbleib in der Euro-Zone. Es würde den neuen Vertretern Griechenlands auch die Möglichkeit geben, die Beziehungen zur EU und den Gläubigern nachhaltig zu verbessern und hoffentlich eine Lösung zu finden.

Das Gespräch führte Tina Herren.

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