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Rauchverbot im Grünen
Aus SRF News vom 27.07.2018.
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Dünne Luft für Raucher Schluss mit Paffen in Strassburger Grünanlagen

Als erste französische Stadt verbietet Strassburg das Rauchen in öffentlichen Parkanlagen. Und findet eine Nachahmerin.

Café, croissant, clope – Kaffee, Gipfeli und Zigarette, gehören seit Jahrzehnten zum französischen Selbstverständnis. Kult sind die Filmszenen mit Alain Delon oder Jean-Paul Belmondo, die immer einen Glimmstängel zwischen den Lippen stecken hatten.

Bis 2020 soll ein Päckchen 12 Franken kosten

In Frankreich wird tatsächlich sehr oft geraucht. Fast jeder dritte Franzose zündet sich regelmässig eine Zigarette an. Eine Quote, die deutlich höher liegt als in anderen europäischen Ländern (Finnland 19 Prozent, Grossbritannien 17 Prozent). Die Nikotinsucht kostet in Frankreich jährlich 78’000 Menschen das Leben. Das sind 20 Mal mehr Tote als durch Unfälle im Strassenverkehr.

Um seinen Bürgern die Zigaretten abzugewöhnen, schraubt der Staat deshalb schon seit einiger Zeit am Tabakpreis. Derzeit kostet ein neutrales, mit Schock-Fotos von schwarzen Lungen und eiternden Geschwüren versehenes Päckchen 8 Franken, bis 2020 sollen es 12 Franken sein.

Verbot gilt seit Juli

Strassburg geht dazu noch einen anderen Weg: Seit 1. Juli ist es hier verboten, sich in einem öffentlichen Park oder Garten eine Zigarette anzuzünden. «Wir haben festgestellt, dass die Zahl der Raucher in jenen Ländern und Städten gesunken ist, die das Rauchen im öffentlichen Raum eingeschränkt haben», erklärt Alexandre Feltz, Hausarzt und stellvertretender Bürgermeister von Strassburg. «Parkanlagen sind der ideale Ort für ein Verbot, schliesslich sind sie für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden da. Tabak aber ist mit Krankheit verbunden und muss für mich von hier verschwinden.»

Zigarettenstummel verseuchen Trinkwasser

Auch aus Umweltschutzgründen hat der Strassburger Stadtrat in seltener Geschlossenheit das Verbot beschlossen. Im April wurden bei einer Freiwilligen-Aktion in zwei Stunden 70’000 Zigarettenstummel zusammengelesen. Die 7000 verschiedenen chemischen Komponenten in einer Zigarette sind eine Gefahr fürs Grundwasser. «Ein einziger Zigarettenstummel kann 500 Liter Trinkwasser verseuchen», betont Alexandre Feltz.

Fast 80 Franken Busse ab nächstem Jahr

Bei den betroffenen Rauchern hält sich das Verständnis in Grenzen: «Wir sind an der frischen Luft, das stört hier doch keinen. Einverstanden, dass man in Bahnhöfen und so nicht rauchen darf, aber hier», sagt ein Raucher. «Wozu soll das gut sein?»

Strassburg setzt auch auf erzieherische Massnahmen: Mediatoren sollen in den Pärken Raucher auf das Verbot aufmerksam machen und sie zu einem Entzug motivieren. Dabei übernimmt die staatliche Krankenkasse seit letztem Jahr die Kosten für Nikotinpflaster und bietet gratis Beratungen bei Suchtexperten an.

Nützt die Pädagogik nichts, gibt’s ab nächstem Jahr 79 Franken Busse für das Anzünden einer Zigarette in den Stadtparks. «Das sind harte Drogen! Ist man einmal abhängig, ist es schwer, davon loszukommen. Deshalb helfen wir den Rauchern», begründet Alexandre Feltz die Massnahmen der Stadt.

Paris nimmt sich ein Beispiel

Das Strassburger Beispiel macht auch bereits in Paris Schule. Der Stadtrat will einen Versuch mit sechs rauchfreien Pärken starten. Senator Bernard Jomier bezweifelt allerdings, dass diese Massnahme etwas bringt: «Tabak bekämpft man mit Preiserhöhungen. Das Erzeugen von Schuldgefühlen funktioniert für die Volksgesundheit aber nicht.»

Scheinheiliger Kampf gegen die Sucht

Doch es gibt Raucher, die hoffen, durch Verbote eher von ihrer Sucht loszukommen. Ein scheinheiliger Kampf, findet ein Betroffener: «Man verkauft uns Zigaretten, damit sie geraucht werden. Büsst uns aber, wenn wir dann auch eine rauchen.»

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Rauchfreie Parks in Strassburg
Aus 10 vor 10 vom 26.07.2018.
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