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Dürre in Simbabwe Nichts wächst mehr im Süden Simbabwes

Nach dem Zyklon kam die Trockenheit: Die Ernte wurde total zerstört und es gibt weder Nahrung noch Saatgut.

Es ist ein Geschenk des Himmels. Craina Mukundwi liest Maiskörner aus dem Staub am Strassenrand. Auf der Überlandstrasse Richtung Südafrika donnern Lastwagen vorbei. Einer davon hat den Mais verloren. Mukundwi steckt das Gemisch aus Körnern und Kies in ihren Sack. «Das reicht uns eine Woche zum Leben», erklärt die Simbabwerin.

In ihrem Dorf ist die Ernte dieses Jahr komplett zerstört worden. Der Zyklon Idai im März hat im Osten des Landes dafür gesorgt. Auch das Dach des Hauses von Mukundwi wurde weggeblasen. Im Moment hat sie eine Arbeit als Haushaltshilfe gefunden und bringt sich und ihre beiden Kinder so über die Runden.

Leben von Gelegenheitsjobs

Der Süden Simbabwes war vom Sturm nicht betroffen, jedoch blieb hier die Regenzeit praktisch aus. Davon erzählt die Bäuerin Loice Muchachati: «Wir leben derzeit davon, dass wir Gelegenheitsjobs gegen Geld oder Getreide machen.» Weil die schmale 39-jährige Frau an diesem Tag keine Arbeit gefunden hat, schnitt sie auf dem Nachhauseweg Schilfgras. Damit will sie das Hüttendach ihrer Schwiegermutter flicken.

Die Schwiegermutter sitzt derweil auf einem Kissen am Boden. Nach eigenen Angaben ist sie 96-jährig, doch wo keine Geburtsdokumente existieren, bleibt das Alter meist eine Schätzung. Die alte Frau sagt, eine solche Trockenheit habe sie noch nie erlebt: «Die Regen sind nicht gefallen. Die Ernte ist ausgeblieben.»

UNO warnt vor Hungerkrise

Die Selbstversorger haben keine Vorräte mehr. Nur dank gelegentlichen Teilzeitjobs gelingt es Muchachati und ihrem Mann, ihre sieben Kinder durchzubringen. Diese kauen auf Matowe-Früchten herum.

Die wilde Frucht, auch «afrikanischer Kaugummi» genannt, ist zäh und klebrig und gibt zumindest etwas Zucker. Richtiges Essen gibt es nur noch morgens und abends und auch dann nur Maisbrei. «Ich habe Angst, dass meine Kinder krank werden, weil sie zu wenig essen können», gesteht die Mutter.

Die UNO schlug unlängst Alarm: Die extreme Trockenheit in diesem Jahr könnte zu einer Hungerkrise in Simbabwe führen. Das Welternährungsprogramm rief die internationale Gemeinschaft im August dazu auf, zusätzliche 331 Millionen für Simbabwe zu spenden.

Ausser einigen Büschen und Bäumen ist im trockenen Süden Simbabwes nichts mehr grün. Bereits werden punktuell Essen und Geld ausgegeben. Bäuerin Muchachati erzählt, sie habe von der Verteilung von Hilfsrationen in der Gegend gehört. Auch sie hofft auf Unterstützung: «Natürlich sind wir ungern davon abhängig, doch es bleibt uns keine Wahl. Ich würde lieber für mein Essen arbeiten.»

Tee mit Zucker gegen den Hunger

Arbeit gibt es in Simbabwe kaum. Im Dorfladen von Gwanha kauft eine ältere Frau Zucker und Salz. Sie erzählt: «Die wirtschaftliche Situation macht es praktisch unmöglich, Arbeit zu finden. Und sie wird ständig schlimmer.» Das Land steckt in der grössten Krise seit zehn Jahren. Die Inflation liegt unterdessen bei geschätzten 500 Prozent.

Es droht Hunger im Süden Simbabwes

Die lokale Währung verliert täglich an Wert. Das spürt die Verkäuferin. Die Regale hinter ihr sind zwar bis zur Decke mit Reis, Waschmitteln und Gewürzen gefüllt. Doch viele Leute kämen bloss zum Plaudern, erzählt sie. «Sie kaufen nur Zucker, für den Tee. Damit bekämpfen sie das Hungergefühl.»

Die schwierige Lage im Süden Simbabwes wird mindestens bis im nächsten März andauern, dann ist Erntezeit. «Wir hoffen auf Gott», sagt die Kundin im Dorfladen. Doch selbst wenn die Regen diesmal fallen sollten, das Saatgut fehlt.

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