Tief Durchatmen. Das ist im indischen Delhi aktuell zwar immer noch keine gute Idee, aber die Luft war auch schon schlechter. Dies belegen Zahlen des Schweizer Unternehmens Iqair. Dessen Experten haben die Feinstaubwerte von zehn Städten während einer dreiwöchigen Lockdown-Phase gemessen.
Das Ergebnis: Die Werte waren in neun Städten niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – zum Teil deutlich. Nur Rom bildet eine Ausnahme.
Für Jubelschreie ist es dennoch zu früh. Erstens handelt es sich beim Lockdown um eine zeitlich befristete Sache – auch wenn weitere Lockdowns nicht ausgeschlossen sind. Und: Trotz der starken Abnahme der Feinstaubbelastung ist die Luft in Delhi, London, Mumbai, Rom, Seoul und Wuhan immer noch nicht gut, sondern bloss «moderate».
Der Unterschied zur Situation vor einem Jahr ist dennoch frappierend, wie ein Blick nach Delhi verdeutlicht.
Und was hat es nun mit Rom auf sich? Auch in Italiens Hauptstadt sind im Lockdown kaum noch Menschen unterwegs – der Flug- und Personenverkehr ist grösstenteils zum Erliegen gekommen. Trotzdem ist die Feinstaubbelastung während des Lockdowns in der «ewigen Stadt» um 30 Prozent gestiegen.
Die Forscher vermuten, dass während des untersuchten Zeitraums in Rom eine Inversionswetterlage geherrscht hat, die zur Folge hatte, dass die Feinstaubpartikel nicht entweichen konnten. Bei einer Inversionswetterlage nimmt die Temperatur mit der Höhe zu. Mit der unteren kalten Schicht findet so kein Austausch mehr statt. Die warme Luft wirkt dann wie ein Deckel, unter dem sich alles staut.
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Bleibt die Frage, wie es um die Schweizer Luft bestellt ist. Diese sei besser geworden, heisst es beim Bundesamt für Umwelt (Bafu). Auch, weil weniger Autos unterwegs sind.
Jörg Sintermann, der für das Luftqualitätsmessnetz im Kanton Zürich zuständig ist, erklärte kürzlich bei SRF, dass es noch nicht klar sei, ob die Verbesserung auf die Massnahmen gegen das Coronavirus zurückzuführen sei. Denn verantwortlich für die Luftqualität sei nicht allein der Menge an ausgestossenen Schadstoffen. «Wichtig ist auch, wie sich die Schadstoffe in der Atmosphäre verbreiten.» Das hänge wiederum stark von der Witterung ab. So habe die Bise während des Lockdowns die Schadstoffe relativ schnell verteilt.