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Symbolbild: Eisbär inmitten von Schnee und Eis.
Legende: Ein guter Tag für die Eisbären in der kanadischen Arktis. Keystone Archiv
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International Ein Freudentag für die Inuit, die Bären und die Wale

Der Ölkonzern Shell gibt im kanadischen Teil der Arktis seine Bohrrechte auf, das Gebiet wird eine Schutzzone. «Ein bemerkenswerter Schritt», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Doch gleichzeitig treibt Norwegen seine Arktis-Bohrpläne weiter voran.

SRF News: Wie gross ist der Sieg der Naturschützer?

Thomas Häusler: Er ist bemerkenswert. Die Entscheidung von Shell macht den Weg frei für ein grosses Schutzgebiet, das für viele arktische Tierarten wichtig ist.

Die intakte Natur ist aber auch wichtig für die Menschen, die dort wohnen, die Inuit. Sie leben vom Walfang und für Wale wie Belugas und Grönlandwale ist das Schutzgebiet ein wichtiger Durchgang auf ihren Wanderungen.

Der Erdölpreis ist tief, das Angebot gross, steigt Shell darum aus der kanadischen Arktis aus?

Das war ein zentraler Faktor. Die Ölförderung in der Arktis ist besonders aufwändig und voller Risiken, durch das stürmische Wetter oder wenn Meereis ins Bohrgebiet dringt. Das macht die Ölförderung dort besonders teuer. Wenn die Ölpreise dann noch fallen, lohnt sich die Produktion in der Arktis schnell nicht mehr.

Im konkreten Fall war auch die kanadische Regierung im Hintergrund aktiv. Sie ist im Rahmen internationaler Verträge verpflichtet, neue Schutzgebiete einzurichten. Die Entscheidung von Shell hilft ihr dabei.

Warum gibt Shell die Lizenz zum Bohren ganz auf und wartet nicht, bis der Ölpreis wieder steigt?

Shell konnte gar nicht mehr so lange warten. Solche Ölförderrechte werden auf Zeit vergeben, nicht für immer. Im konkreten Fall sind die Rechte über 40 Jahre alt und die Umweltorganisation WWF hat bereits eine Klage eingereicht, weil die alten Rechte abgelaufen seien. Alles in allem dürfte es Shell nicht schwer gefallen sein, auf diese Rechte zu verzichten.

Geben die Erdölförderfirmen die Arktis generell auf? Die Naturschützer würde das freuen.

Ja, aber noch können sie sich nicht vorbehaltlos freuen. In wichtigen Teilen der Arktis ist die Ölindustrie zwar eindeutig auf dem Rückzug, vor allem vor den Küsten Alaskas und Kanadas. Dort haben in den letzten Monaten die meisten Unternehmen still und leise auf ihre Förderrechte verzichtet und die US-Regierung hat die Versteigerung von neuen Rechten aufgeschoben.

Norwegen aber hat vor seiner arktischen Küste gerade neue Gebiete freigegeben. Und auch in Alaska könnten durchaus wieder andere Zeiten anbrechen. Dieser US-Bundesstaat ist enorm abhängig von der Ölindustrie. 90 Prozent seiner Steuereinnahmen kommen von dort. Diese Einnahmen gehen bedenklich zurück. Darum will der Gouverneur nun statt im arktischen Meer auf dem Land bohren lassen, sogar in einem Schutzgebiet.

Audio
Shell verzichtet auf Bohrungen in kanadischer Arktis
aus Rendez-vous vom 09.06.2016. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 32 Sekunden.

Was wird aus den Ölkonzernen, wenn der Druck der Klimaschützer steigt und der Erdölpreis niedrig bleibt?

Ja, das ist die Multi-Millionen-Dollarfrage. Mit dem neuen Pariser Klimaabkommen haben die Staaten bekräftigt, dass der Klimawandel stark abgebremst werden soll. Das geht eben nur, wenn grosse Teile des bekannten Öl-, Gas- und Kohlevorkommens gar nie gefördert werden. Die Ölindustrie müsste sich grundlegend neu erfinden, und zwar innerhalb weniger Jahrzehnte. Ob und wie das passieren wird, ist noch offen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Thomas Häusler

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Porträt Thomas Häusler.

Seit 2013 leitet Thomas Häusler die Redaktion Wissenschaft von SRF, zu der er bereits 2007 stiess. Zuvor war er Ressortleiter Wissenschaft beim damaligen Magazin «Facts».

Shell gibt auf

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Arktische Vögel auf Schnee
Legende: Keystone

Der Energiekonzern Shell verzichtet auf Ölerkundungs-Lizenzen für die kanadische Arktis. Das Unternehmen übertrug die Rechte an eine Umweltorgansation, die sie an die kanadische Regierung weitergab. In der Region leben Wale, Seehunde, Eisbären und viele Vögel. Das Gebiet wird in eine Schutzzone integriert, die so gross ist wie die Schweiz.

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