Der Flüchtlingsstrom übers Mittelmeer reisst nicht ab. Immer wieder geraten Schiffe in Seenot, Flüchtlinge müssen gerettet werden. Seit Oktober 2014 bietet das Netzwerk «Welcome to Europe» ein zentrales Nottelefon an, bei dem sich Flüchtlinge in Seenot melden können.
Einer der Mit-Initianten des Alarmtelefons ist Salvatore Pittà, Aktivist beim Netzwerk «Welcome to Europe». Gegenüber Radio SRF 4 schildert er, welche Hilfeleistungen die Organisation konkret bietet. «Wir leiten die Informationen, die wir von Flüchtlingen erhalten, an die zuständige Küstenwache weiter und beobachten die Rettung, bis die Menschen in Sicherheit sind».
Medien eingeschaltet
Wenn die Küstenwache nicht reagiert oder die Verantwortung abschiebt, geht die Organisation an die Öffentlichkeit und warnt vor dem drohenden Unglück. Pittà schildert einen Fall, in dem die italienische Küstenwache an einem Wochenenende an das Innenministerium verwies, dieses aber nicht reagierte. Deshalb wurden Medien und Politiker informiert sowie eine Email-Kampagne geschaltet. Dann sei schon schon bald der Anruf der Küstenwache gekommen, die Menschen seien gerettet.
Kein Anlocken von Flüchtlingen
Salvatore Pittà betont, es gehe nicht darum, den Flüchtlingen zu helfen, nach Europa zu kommen. Er wehrt sich auch gegen den Vorwurf, solche Hilfeleistungen würden den Flüchtlingsstrom vergrössern. «Wäre das der Fall, dann hätte der Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer abnehmen müssen, nachdem Italien die Hilfs-Aktion Mare Nostrum Ende 2014 beendet hat. Doch das Gegenteil ist eingetreten». In den ersten zwei Monaten seit Frontex, der Grenzschutz der EU, die Sicherung übernommen habe, habe die Zahl der Flüchtlinge im Vergleich zu den letzten zwei Monaten des Mare-Nostrum-Programms zugenommen. Das zeige, dass die Zahl der Flüchtlinge von den Verhältnissen in den Fluchtländern bestimmt werde und nicht von den Hilfeleistungen der Europäer im Mittelmeer.