Erbil ist schön geworden. Und jetzt, da die Hauptstadt des irakischen Kurdengebiets auch noch arabische Tourismus-Hauptstadt des Jahres ist, wird noch mehr gehämmert und restauriert – auf der Jahrtausende alten Zitadelle, die das Stadtzentrum überragt, und auch unten am alten Markt. Am Horizont wachsen derweil die Glaspaläste.
Erbil sieht sich schon als neue regionale Wirtschaftsdrehscheibe. Während das irakische Kerngebiet nicht aus der schweren Krise herausfindet, grenzt sich das Kurdengebiet im Norden selbstbewusst ab – dank seiner gewaltigen Erdöl- und Erdgasvorräte und seiner Autonomie.
Die amerikanischen Invasionen im Irak haben den Kurden die Selbstverwaltung gebracht. Bagdad ist weit weg. Arabisch wird an der Schule nur noch als Fremdsprache unterrichtet. Manche im Nordirak träumen gar schon von kurdischer Unabhängigkeit. Die irakische Parlamentswahl Ende Monat ist vielen Kurden weniger wichtig, als die lokale Politik im Autonomiegebiet. Dominiert wird diese von den alten Parteien der kurdischen Freiheitskämpfer, den Peschmerga.
Diese Parteien hatten sich in der Vergangenheit grosse Verdienste erworben. Zwar verdanke ihnen der Nordirak Stabilität und wirtschaftliche Perspektiven. Aber sie verteilten das Geld aus dem Öl-Boom nicht gerecht und profitierten vor allem selbst davon, kritisieren viele im Autonomiegebiet. Bleibt abzuwarten, ob sie die vor den Parlamentswahlen versprochenen Reformen dann auch umsetzen.
(aebn;lin)