Das Wichtigste in Kürze
- In den letzten Jahrzehnten sind Zehntausende Kinder in Australien missbraucht worden.
- Das zeigt ein Bericht, den eine offizielle Untersuchungskommission vorgestellt hat.
- Der Bericht kritisiert Schulen oder Sportklubs,vor allem aber die katholische Kirche.
Fünf Jahre lang hat sich in Australien eine Kommission der Regierung mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern im Land beschäftigt. Nun legt sie ihren Abschlussbericht vor. Demzufolge wurden über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen sowie Vereinen Zehntausende Kinder missbraucht. Etwa ein Drittel der Täter waren Geistliche.
Katholische Kirche entschuldigt sich
Australiens katholische Kirche hat die Opfer um Entschuldigung gebeten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Melbournes Erzbischof Denis Hart, versprach, die Schlussfolgerungen der Kommission «sehr ernst» zu nehmen.
Hart sagte zu dem Bericht: «Im Namen der katholischen Bischöfe und religiösen Führer erneuere ich unsere uneingeschränkte Entschuldigung an die Betroffenen für dieses Leid.» Er sprach von einer «beschämenden Vergangenheit». Zugleich wies er jedoch Vorschläge der Kommission zurück, das Zölibat und auch das Beichtgeheimnis zu lockern. Hart sagte: «Die Strafe für jeden Priester, der das Beichtgeheimnis bricht, ist die Exkommunikation.»
Kommission schlägt «Kinderministerium» vor
Die Kommission hatte vorgeschlagen, das Schweigegebot zu lockern, damit Priester Fälle sexuellen Missbrauchs anzeigen können, von denen sie im Beichtstuhl erfahren. Insgesamt regt sie mehr als 400 Änderungen an, damit es künftig weniger Opfer von sexueller Gewalt an Kindern gibt.
Zehntausende Kinder in vielen australischen Einrichtungen wurden sexuell missbraucht. Die genaue Zahl werden wir nie wissen.
Unter anderem sollen ein eigenes «Kinderministerium» und eine nationale Kinderschutzbehörde entstehen. Premierminister Malcolm Turnbull berief eine Arbeitsgruppe ein, die die Umsetzung prüfen soll. Die Kommission war 2012 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard eingerichtet worden, nachdem eine Reihe schwerer Missbrauchsfälle bekannt geworden waren. Geschätzt wird, dass etwa 60'000 Menschen Anspruch auf Entschädigung geltend machen können.