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Exilsyrer berichtet «Die Raketen kommen – die Ängste sind extrem gross»

Ashti Amir lebt seit 20 Jahren in der Schweiz. Er ist Präsident der Hilfsorganisation Syri-Aid, die vor allem die medizinische Versorgung verbessern will. Seit die Türkei in Nordsyrien einmarschiert ist, sei es noch viel schwieriger, die lokale Bevölkerung zu unterstützen, sagt er gegenüber SRF.

Ashti Amir

Koordinator der Hilfsorganisation Syri-Aid

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Amir lebt seit 1999 in der Schweiz. Der Kurde flüchtete 1999 vor Hafiz al-Assad, dem Vater des heutigen Machthabers. 2013 begann er, mit Hilfe der Organisation Syri-Aid Unterstützung für in Syrien lebende Menschen zu organisieren.

SRF News: Was sind die grössten Probleme Ihrer Organisation im Moment?

Ashti Amir: Im Moment können wir keine Lieferungen mehr durch die Türkei machen. Die Türken wissen, dass wir gegen die Besetzung sind, denn ich habe mich dagegen geäussert. Wir sind zwar ein neutraler Verein, aber was die Türken machen, dazu konnten wir nicht schweigen.

Die SDF – dort sind nicht nur Kurden dabei, sondern auch Christen und Araber – haben den IS besiegt und werden nun fallengelassen.

Unser Ziel ist nun, die Lieferungen durch Erbil zu bringen, weil es dort einfacher ist. Es gibt immer Schwierigkeiten bei Hilfslieferungen, aber wenn man sich entschieden hat, rechnet man auch mit Schwierigkeiten und Gefahren.

Hilfslieferungen nach Nordsyrien können zurzeit nur noch über Erbil stattfinden.
Legende: Hilfslieferungen nach Nordsyrien können zurzeit nur noch über Erbil stattfinden. SRF

Hat die Aufmerksamkeit wieder zugenommen, seitdem es wieder einen aktiven Konflikt in Syrien gibt?

Das merkt man schon, wenn wieder Berichte und schreckliche Bilder von verletzten Menschen kommen. Sie brauchen mehr Unterstützung und sie sind extrem enttäuscht. Sie fragen sich, warum ausgerechnet die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) fallengelassen wurde. Dort sind nicht nur Kurden dabei, sondern auch Christen und Araber. Sie haben den IS besiegt und werden nun fallengelassen. Das ist sehr enttäuschend und sehr hart.

Was hören Sie von den Menschen, zu denen sie in Syrien Kontakt haben?

Wie gesagt, die Enttäuschung darüber, dass die ganze Welt wieder wegschaut und nichts unternimmt, ist sehr gross. Klar hören wir, was die Franzosen und Deutschen sagen. Aber in der Realität sind wir dort unter Beschuss. Die Raketen kommen, die Häuser werden zerstört. Die Ängste sind extrem gross.

Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen Menschen konkret helfen?

Es braucht Hilfe auf diplomatischer Ebene. Der Westen, Russland und die USA sollten etwas unternehmen und diese Angriffe endlich stoppen. Zweitens muss die humanitäre Hilfe koordiniert und so schnell wie möglich vor Ort gebracht werden.

Die Schweiz muss als humanitäre Stimme mit der Türkei Klartext reden.

Was kann die Schweiz diplomatisch machen?

Die Schweiz muss als humanitäre Stimme mit der Türkei Klartext reden. Im Moment nimmt sie noch Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verträge mit der Türkei. Die Schweiz hat eine humanitäre Geschichte und sie könnte ein Signal setzen. Gegenüber anderen Ländern ist die Schweiz ist ein kleines Land, das ist mir bewusst, aber sie kann eine grosse Rolle spielen, auch im gesamten Konflikt im Nahen Osten.

Tut sie zu wenig?

Es hat mich gefreut, dass der Bundesrat diesen Konflikt letzte Woche thematisiert hat. Aber ich erwarte, dass die Schweiz noch mehr unternimmt.

Das Gespräch führte Silvan Zemp.

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