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Fahrverbot für Dieselautos Die Profiteure der Diesel-Fahrverbote

Vom Wertverlust von Dieselfahrzeugen profitieren auch die Autohersteller, die für den Dieselskandal verantwortlich sind.

In Hamburg gilt seit Donnerstag zum ersten Mal überhaupt in Deutschland ein Dieselfahrverbot. Das Verbot gilt im Moment auf zwei stark befahrenen Strassen in der Innenstadt.

Aber andere Städte wollen dem Beispiel Hamburgs folgen. Damit droht Dieselfahrzeugen ein weiterer Wertverlust. Während damit Dieselfahrer das Nachsehen haben, profitieren andere davon. Unter anderem die Autohersteller, die den Dieselskandal zu verantworten haben.

Volle Auto-Recyclinghöfe

Nördlich von Hamburg stapeln sich Autos zu Tausenden, neben- und übereinander. Ole Hellbach führt einen Auto-Recyclinghof. Täglich bringen dutzende Dieselfahrer ihre Autos zu ihm – reihenweise Fahrzeuge, die alle noch bestens im Schuss sind. Dennoch landen sie alle später im Schredder. «Die sind eigentlich alle noch nicht dran für den Autoverwerter. Aber jetzt sind sie hier. Die Kunden haben für die Entsorgung ihres Dieselwagens eine Prämie vom Hersteller erhalten», erklärt Hellbach.

Verkaufsboom dank Umweltprämie

Diese Prämie haben die Autohersteller im Frühjahr 2017 eingeführt. Es war eine erste Massnahme nach Bekanntwerden des Dieselskandals. Wer sein Dieselfahrzeug entsorgt, erhält beim Kauf eines neuen, saubereren Fahrzeugs eine Umweltprämie. Diese liegt zwischen 5000 und 10’000 Euro. Die höchste Prämie bezahlt VW mit bis zu 10’000 Euro und hat damit innerhalb eines Jahres 160’000 neue Fahrzeuge verkauft.

Hellbach mag nicht über die deutschen Autohersteller urteilen, schliesslich hängt auch sein Geschäft daran. Dennoch stört er sich an der jüngsten Entwicklung: «Diejenigen, die verantwortlich sind für den Dieselskandal profitieren nun tatsächlich am meisten davon.»

Benziner für Diesel

Die Umweltprämie hat zu einem Verkaufsboom geführt. Anstelle der alten Dieselautos werden neu hauptsächlich Benziner gekauft, deren Treibstoffverbrauch teilweise deutlich höher ist. Deshalb üben Umweltverbände heftige Kritik an der Prämie.

Auch der Ökonom und Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg sieht in der Prämie kein Gewinn für die Umwelt. Er spricht von einem Lockvogel-Angebot. «Das ist eine reine Verkaufsprämie, welche die Autohersteller machen. Ziel Nummer eins ist es, mehr Autos zu verkaufen».

Weiterer Wertverlust von Dieselautos

Nach Hamburg wollen auch Stuttgart, Berlin und mehrere andere Grossstädte demnächst Fahrverbote für Dieselfahrzeuge einführen, welche die Euronorm 6 nicht erfüllen, die also vor 2014 verkauft wurden. Der Deutsche Automobil-Club (ADAC) rechnet deshalb mit einem weiteren Wertverlust von Dieselautos.

Des Dieselfahrers Leid ist Ole Hellbachs Freud. Auf seinem Auto-Recyclinghof dürften sich die Wagen auch in Zukunft weiter stapeln: «Da werden wir noch eine Zeitlang kämpfen, die alle wegzuarbeiten. Mindestens ein Jahr.» Oder noch länger.

Wie man die älteren Dieselfahrzeuge sauberer macht, dazu hat die Automobilindustrie nämlich noch kein abschliessendes Konzept vorgelegt. Die Laufzeit der Umweltprämie aber haben die meisten eben erst auf unbestimmte Zeit verlängert.

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