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Fall Khashoggi Wie gross ist der Image-Schaden für die Saudis?

Kronprinz bin Salmans Stellung wurde noch nicht infrage gestellt. Ein Experte hat auch Zweifel, dass dies geschieht.

Der tote Journalist Jamal Khashoggi bringt Saudi-Arabien immer mehr in Erklärungsnot. Der starke Mann in Saudi-Arabien ist der Kronprinz Mohammed Bin Salman. Bislang behauptet das Königshaus, er habe nichts mit Kashoggis Tod zu tun. Einschätzungen von Toby Matthiesen.

Toby Matthiesen

Experte für die Golfstaaten

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Toby Matthiesen ist Historiker und Politikwissenschaftler und Experte für den Nahen Osten und die Golfstaaten. Aktuell lehrt er an der Universität in Bristol (UK) und schreibt unter anderem an einem neuen Buch über den Aufstieg der Golfstaaten. Zuvor war Matthiesen u. a. an den Universitäten Oxford (UK), Venedig (I) und Stanford (USA) tätig.

Der Imageschaden ist angerichtet: Es bleibt abzuwarten, wie lange das negative Bild anhalten wird. Das saudische Image habe schon viele Schäden erlitten, sagt Toby Matthiesen. Die Intensität sei vielleicht neu, aber: «Die Saudis konnten sich mittels einer grossen PR-Kampagne aus dem Jemen-Krieg befreien und haben auch schon andere schlimme Akte überlebt.» Matthiesen bleibt deshalb skeptisch, dass das Ereignis zu einer grossen Veränderung im Verhältnis zu Saudi-Arabien führe.

Unklare Konsequenzen für den Kronprinzen: Mohammed bin Salman übernimmt seit Jahren immer mehr Macht in Saudi-Arabien. Die Verhaftung der 15 eingeflogenen Saudis in Istanbul und die Entlassung zweier bin Salman nahestender Beamten wiesen darauf hin, dass der engste Kreis des Kronprinzen involviert war. Er selbst wurde aber noch nicht tangiert – im Gegenteil, sagt Matthiesen. Er soll den Geheimdienst reformieren, damit solche Sachen nicht wieder vorkämen.

Keine Konkurrenz im Inland: Da es in Saudi-Arabien weder unabhängige Institutionen noch Persönlichkeiten gebe, die sich gegen Kronprinzen bin Salman stellen könnten, sei fraglich, ob ihm der Fall Khashoggi nachhaltig schade. Selbst die wichtigsten Mitglieder der Königsfamilie dürften sich nicht mehr treffen – «bin Salman scheint immer noch die Kontrolle zu haben», sagt Matthiesen. Diese hat er seit 2017, als er gegen seine Rivalen, auch Cousins, vorgegangen war.

Bin Salman fallen zu lassen, wäre ein Eigentor für Trump.

Die amerikanische Verbandelung: Wenn selbst amerikanische Republikaner ernsthafte Konsequenzen forderten, sollte bin Salman involviert sein, heisse dies etwas, schätzt Matthiesen. Die Verbandelung von US-Präsident Donald Trump und seinem Berater Jared Kushner mit bin Salman ist aber stark. Sie haben in der Thronfolge auch für bin Salman Stellung bezogen. Für sie sei es überhaupt nicht leicht, bin Salman fallen zu lassen. «Es wäre ein Eigentor für Trump», so Matthiesen.

Jemenkrieg durch Waffenstopps beenden: Deutschland hat bereits entschieden, keine Waffen mehr nach Saudi-Arabien zu liefern. Das sei ein wichtiges Zeichen, allerdings ist Deutschland kein grosser Waffen-Exporteur an Saudi-Arabien. Nach den USA sind dies Grossbritannien und Frankreich. Erstere sind im Jemen-Krieg als Berater und mit Flugzeugen involviert. Folgenträchtig werde es, würden Grossbritannien und die Vereinigten Staaten ihre Tätigkeiten stoppen, vermutet Matthiesen: «Das würde einem Stopp des Jemenkriegs gleichkommen».

Abkehr von Saudi-Arabien unwahrscheinlich: Matthiesen kann sich in den letzten zehn Jahre nicht an eine ernsthafte Debatte über Saudi-Arabien und die Einhaltung der Menschenrechte erinnern. Saudi-Arabien ist aber ein zentrales Land in der Region, deshalb sei eine Abkehr unwahrscheinlich. Seit der iranischen Revolution 1979 lief alles über die Saudis, sagt der Golfstaaten-Forscher. Und die gesamte amerikanische Nahostpolitik sei auf sie ausgerichtet.

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