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Flüchtlingslager im Sudan Médecin sans Frontières: «Unwürdige Lebensbedingungen im Lager»

Nach Kämpfen in Äthiopiens Region Tigray sind Tausende geflüchtet. Doch die Lebensbedingungen sind auch im Sudan prekär.

In den Sudan geflüchtet: Gemäss Berichten von Nachrichtenagenturen sind rund 50'000 Äthiopierinnen und Äthiopier aus der Region Tigray über die Grenze nach Sudan geflüchtet. In zwei Flüchtlingslagern auf sudanesischem Gebiet betreibt die Organisation Médecin sans Frontieres (MsF) zwei Kliniken. «Den Flüchtlingen hier geht es sehr schlecht», sagt Irene Mazza, die als Pflegefachfrau in diesen Kliniken arbeitet. Es fehle an Obdach, an sauberem Wasser, ja, an Wasser überhaupt, Lebensmitteln und sanitären Anlagen.

Zum Konflikt in und um Tigray

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Truppen der äthiopischen Zentralregierung von Premierminister Abiy Ahmed griffen Anfang November die Tigray People’s Liberation Front (TPLF) an; diese habe einen Angriff auf eine Militärbasis ausgeführt. Die TPLF hatte im September regionale Wahlen durchgeführt und lehnt die Zentralregierung ab. Die Zentralregierung bezeichnet die TPLF als terroristische Gruppierung.

Nach schweren Kämpfen vermeldete Premierminister Ahmed Ende November den Sieg über die Rebellen im Hauptort der Region, Mekelle.

Die TPLF dominierte Äthiopien mehr als 25 Jahre lang, wurde aber seit 2018 von Ministerpräsident Abiy Ahmed zunehmend rausgedrängt.

Mangelende Hygiene: Die Krankheiten, die sie behandelten, stünden im Zusammenhang mit «den unwürdigen Lebensbedingungen», sagt Mazza, etwa Durchfall und Atemwegserkrankungen.

Kranke, Neugeborene und Schwangere müssen zusammen mit zwanzig anderen Menschen am Boden schlafen.
Autor: Irene Mazza Médecin sans Frontières

Dazu kämen auch Schlangenbisse. «In den Lagern leben zurzeit etwa 30'000 Flüchtlinge, und es kommen immer neue dazu», sagt die Fachfrau. «Das führt dazu, dass Kranke, Neugeborene und Schwangere zusammen mit zwanzig anderen Menschen am Boden schlafen müssen.» Es habe auch zu wenig Latrinen.

Selbst gebaute Unterkünfte schützen vor dem Staub und der Hitze.
Legende: Selbst gebaute Unterkünfte schützen vor dem Staub und der Hitze. SRF

Keine Kommunikationsmöglichkeit in die Region Tigray: Die äthiopische Regierung hat sämtlich Kommunikationsmöglichkeiten, sprich die Telefon- und Internetverbindungen, in die Region gekappt. Daher seien viele Menschen in den Lagern, die nicht wüssten, wie es dem Rest der Familie gehe. «Es kommen auch einzelne Kinder.» Ob deren Eltern noch am Leben sei, wisse niemand genau.

Keine Untersuchung: Eine unabhängige internationale Untersuchung der wochenlangen Kämpfe in der äthiopischen Konfliktregion Tigray wird von der Regierung in Addis Abeba abgelehnt. «Die Tage, in denen wir auf einige westliche Institutionen warteten und dann zustimmend abnickten, was wir getan haben oder nicht, sind vorbei», erklärte Äthiopiens Demokratisierungsminister Zadig Abraha am Donnerstag der Deutschen Welle. Die Äthiopier seien vereinter denn jeh.

Mitten in der Steppe im sudanesischen Grenzgebiet liegen zwei Flüchtlingslager.
Legende: Mitten in der Steppe im sudanesischen Grenzgebiet liegen zwei Flüchtlingslager. SRF

Eritreische Flüchtlinge in Tigray: Laut dem UNO-Flüchtlingshilfswerk lebten in der äthiopischen Region Tigray rund 96'000 Menschen, die vor zwanzig Jahren aus Eritrea geflüchtet waren. Laut unbestätigten Aussagen des Chefs der TPLF, Debretsion Gebremichael, seien nun auch eritreische Soldaten in Tigray. Er warf Eritreas Präsident Isaias Afwerki vor, Truppen über die Grenze geschickt zu haben, um Ahmed in seiner Offensive gegen die TPLF-Streitkräfte zu unterstützen. Die Zentralregierungen der beiden Staaten haben dies bestritten.

SRF 4 News, 22.12.2020; 06:10 Uhr ; 

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