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Flugzeug-Abschuss im Iran Der Präsident, der vieles richtig macht

Im Leben von Wolodimir Selenski ist über viele Jahre ziemlich viel gelacht worden. Der heute 41-Jährige war ein erfolgreicher Komiker, zog mit seiner Truppe durch die Ukraine und machte derbe Witze.

Im vergangenen Jahr wurde er überraschend zum Staatspräsidenten gewählt. Und seither ist fertig mit lustig. Der Staatschef ist in seiner jungen politischen Karriere bereits in zwei Krisen von Weltmassstab geraten, beide Male ohne eigenes Verschulden.

«Ukraine-Gate»

Ein Telefongespräch mit Selenski war es, das dem US-Präsidenten Donald Trump ein Impeachment-Verfahren eingebracht hat. Der junge ukrainische Präsident fand sich plötzlich im Zentrum des inneramerikanischen Machtkampfes wieder.

Seine Strategie: strikte Neutralität wahren, weder die Demokraten, noch die Republikaner unterstützen. Das hat funktioniert. Die Ukraine kam ohne grösseren Schaden aus der Sache raus.

Der Abschuss

Und nun, zweitens, der Abschuss einer ukrainischen Boeing 737, bei dem 176 Menschen starben. Wieder ist die Ukraine im Zentrum eines Konflikts, auf den die Welt schaut. Selenski behielt auch hier einen kühlen Kopf. Unmittelbar nach der Katastrophe schickte er ein Expertenteam nach Teheran.

Mit Schuldzuweisungen hielt er sich zurück – auch dann noch, als US-amerikanische Medien mit Verweis auf Geheimdienstquellen berichteten, dass die ukrainische Maschine abgeschossen worden sei. «Wir fordern unsere internationalen Partner auf, uns alle Informationen zur Verfügung zu stellen», sagte Selenski zu dem Zeitpunkt. Ziel der Ukraine sei es, die Wahrheit zu ermitteln.

Nun, da die iranische Führung zugegeben hat, dass ihre Truppen den Passagierjet abgeschossen haben, forderte Selenski eine Entschuldigung vom Iran, eine Bestrafung der Schuldigen – und eine vollständige Aufklärung. In einer Rede an die Nation kündigte er zudem an, dass der Staat den Familien der Opfer finanziell unter die Arme greifen werde.

Selenski schlachtet nichts politisch aus

Was Selenski nicht macht: Er benutzt die Tragödie nicht politisch. Keine Polemik gegen den Iran. Keine nationalistische Aufwallung. Keine Drohungen im Sinne von: «Wir müssen unsere Leute rächen». Selenski macht zwar stets klar, dass die Ukraine mit den westlichen Ländern verbündet ist. Aber in den amerikanisch-iranischen Konflikt mischt er sich nicht ein. Er bleibt neutral.

Nicht auszuschliessen, dass diese zurückhaltende Art es den Iranern erst ermöglichte, den Abschuss zu gestehen. Schrille Wut in Kiew wäre bestimmt nicht hilfreich gewesen.

Wolodimir Selenski ist von vielen belächelt worden, als er das Amt antrat. Er galt als zu unerfahren, zu unseriös. Und vor allem: Er sei eben kein Politiker, hiess es. Nun ist Selenski zum Präsidenten geworden, der vieles richtig macht.

Auch im Konflikt mit Russland hat er einiges erreicht: Die Kampfhandlungen im Osten der Ukraine sind merklich abgeflaut, Gefangene wurden ausgetauscht, in rund zwei Monaten soll ein weiterer Gipfel stattfinden, um eine politische Lösung zu beraten.

Selenski ist keine Ideologe

Selenskis Schwäche scheint Selenskis Erfolgsrezept zu sein: Da er kein Politiker ist, denkt er auch nicht politisch, will heissen: nicht ideologisch. Er will nicht derjenige sein, der recht hat. Er will Probleme lösen.

«Der einzelne Mensch ist der höchste Wert, den wir haben», sagte Selenski in seiner letzten Rede an die Nation. Das tönt pathetisch, aber man glaubt ihm, dass er es ernst meint.

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