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Fortschritte in der Forschung Hoffnung im Kampf gegen Ebola wächst

Mit Impfung und neuen Medikamenten kann die Krankheit erstmals effektiv bekämpft werden. Ist das Virus also bald besiegt?

Michel Yao ist so etwas wie ein Feuerwehrhauptmann. Oder Chef einer Ambulanz. Sobald irgendwo im Osten des Kongo ein Ebola-Verdacht aufflackert, rückt sein Team aus. Man versuche so schnell zu sein wie das Virus, erzählt der Chefbekämpfer der Weltgesundheitsorganisation in Kongo-Kinshasa.

Die Reaktionsgeschwindigkeit des Teams vor Ort ist ein Grund, wieso die Zahl der neuen Ebolafälle seit August zurückgegangen ist. Es sieht nach einer Trendwende aus: «Das ist ein Zeichen grosser Hoffnung und eine Anerkennung für die harte Arbeit. Unsere Leute sind über dutzende Kilometer auf dem Motorrad unterwegs, um Menschen für Impfungen und Untersuchungen zu erreichen.»

Virus aus den Städten verschwunden

Das Ebola-Virus ist aus den Städten im Ostkongo fast verschwunden. Es wurde praktisch in den Dschungel zurückgedrängt. In kleinere Orte, die aber oft nur mühsam zu erreichen sind – und deren Bewohner den Ebola-Bekämpfern mit Misstrauen begegnen. Manchmal werden Teams gar von Milizen angegriffen.

Doch es ist wichtig, jeder Verdachtsmeldung sofort nachzugehen, sagt Doktor Yao. «Es ist wirklich wie eine Ambulanz. Kommt eine Meldung, senden wir ein Team hin zur Untersuchung. Wenn es tatsächlich Ebola sein könnte, nimmt das Team die Person mit in ein Behandlungszentrum und untersucht sie auf das Virus.»

Bestätigt sich der Verdacht, muss der Haushalt dekontaminiert werden. «Dann erstellen wir eine Liste der Leute, die mit der kranken Person in Kontakt waren.» Alle Leute im Umfeld der erkrankten Person werden geimpft, eine sogenannte Ring-Impfung. Und das ist der zweite Grund für den Ebola-Rückgang: die Impfung wirkt.

Am Freitag hat die Arzneimittelbehörde der EU offiziell den Impfstoff zur Zulassung empfohlen. Bereits seit einem Jahr wird im Kongo ohne Zulassung geimpft. Doch seit dies gezielt passiert, hat sich das Virus viel langsamer ausgebreitet als noch vor vier Jahren bei der Epidemie in Westafrika.

Epidemie unter Kontrolle

Trotzdem: im Kongo erkrankten bisher über 3000 Menschen an Ebola. Zwei Drittel davon starben. Das soll sich dank neuer Medikamente ändern. Wenn eine erkrankte Person rechtzeitig behandelt wird, sinkt die Sterberate im Schnitt auf ein Drittel. Auch die derzeit benutzten Medikamente sind offiziell noch nicht zugelassen, ihre Anwendung seit einigen Monaten weckt aber Hoffnung.

Klar, Ebola ist nach wie vor eine hochansteckende und tödliche Krankheit. Doch die Bekämpfung hat grosse Fortschritte gemacht in den letzten Monaten. Dank schneller Reaktion, Impfung und Medikamenten ist die Epidemie derzeit unter Kontrolle.

WHO hält an Gesundheitsnotstand fest

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Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Juli 2019 wegen der Ebola-Epidemie den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Am Freitag hat das Notstandskomitee erneut über die Lage beraten.

Trotz der rückgängigen Erkrankungen hält sie am Notstand fest, teilt sie an einer Medienkonferenz mit. Mit der «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» will sie den Bekämpfung des Virus verschärfen, etwa mit der Ausbildung weiterer Hilfskräfte. (ap/afp;gfem)

Stellt sich die Frage: War das gar die letzte grosse Ebola-Epidemie? Michel Yao hofft darauf: «Es ist schwer vorauszusagen. Aber wir haben zumindest immer bessere Möglichkeiten. Im Mai gab es einen Ausbruch im Westen des Landes, der war nach zwei, drei Monaten besiegt – ein gutes Zeichen.» Im Osten des Kongo muss die Ebola-Ambulanz aber sicher noch viele Male ausrücken, bis das Virus endgültig besiegt ist.

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