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Geberkonferenz in Genf Zweieinhalb Milliarden Dollar für Jemen

Das Leid ist immens, Millionen Menschen hungern. In Genf wird deutlich mehr Hilfe für die Opfer des Jemenkriegs zugesagt als vor einem Jahr.

Nach vier Jahren Krieg steht Jemen am Rande der Hungersnot. Daran haben die Gespräche zwischen den Kriegsparteien im letzten Dezember vorerst nichts geändert. Die UNO hat deshalb in Genf zu einer weiteren Geberkonferenz gerufen – und dabei auf gut vier Milliarden Dollar Hilfe gehofft.

Millionen vom Hunger bedroht

Angesichts der Not in Jemen sprechen die Vereinten Nationen noch immer von der schlimmsten humanitären Krise unserer Zeit. Den Angaben zufolge sind 80 Prozent der Bevölkerung – das sind 24 Millionen Menschen – auf Hilfe von aussen angewiesen. Zehn Millionen sind direkt von Hunger bedroht, darunter viele Kinder.

Improvisierte Zelte, Kinder.
Legende: Krieg in Jemen: Hunderttausende sind auf der Flucht, Millionen auf Hilfe angewiesen. Reuters

Zugesagt wurden an der Genfer Konferenz 2,6 Milliarden Dollar. Für UNO-Generalsekretär António Guterres ist dies ein Erfolg: Es seien 30 Prozent mehr als bei der Geberkonferenz vor einem Jahr. Nun hoffe er darauf, dass im Laufe des Jahres noch mehr Geld zusammenkomme.

54 Millionen Franken von der Schweiz

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«Der Krieg im Jemen hat zur weltweit schlimmsten humanitären Krise geführt», sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga bei der Eröffnung der Geberkonferenz. Die Schweiz stelle deshalb in diesem Jahr 13 Millionen Franken als Nothilfe zur Verfügung. Eine zusätzliche Million sagte Sommaruga für den Friedensprozess zu. Für den Zeitraum von vier Jahren stellt die Schweiz insgesamt 54 Millionen Franken bereit.

Sommaruga war in ihrer Funktion als Vize-Bundespräsidentin in Genf. Die Geberkonferenz wird zum dritten Mal von der Schweiz präsidiert, gemeinsam mit der UNO und Schweden.

Wie bereits im Vorfeld erwartet, gehören Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate wieder zu den grössten Geldgebern. Es sind dies jene Golfmächte, die in Jemen auch militärisch eine Hauptrolle spielen.

Sie führen die Militärkoalition an, welche gegen die Houthi-Rebellen kämpft. Ziel ist es, die Regierung von Präsident Abd Rabou Mansour Hadi im ganzen Land wieder an die Macht zu bringen. Doch der Preis in Form von direkten Kriegsopfern und Leid für die Bevölkerung ist enorm.

Der Krieg muss endlich beendet werden

Humanitäre Hilfe ist dringend, doch entscheidend wäre ein Abflauen des Kriegs. Das würde Verkehrswege und Märkte öffnen, die medizinische Versorgung erleichtern, die Wirtschaft weg vom Nullpunkt bringen. Die Menschen hätten wieder eine Perspektive.

Karte mit Jemen und Saudi-Arabien.
Legende: Bitterarmes Land am Golf von Aden: Jemen. Reuters

An einem Treffen in Schweden reichten sich die Delegationschefs beider Konfliktparteien im letzten Dezember zwar die Hand. Das wurde damals als Erfolg verbucht. Zugleich wurden erste vertrauensbildende Massnahmen beschlossen.

Doch danach ist nicht mehr viel passiert, keine der Massnahmen wurde umgesetzt. So wird noch immer wird über einen Gefangenenaustausch verhandelt, der im Dezember bereits als besiegelt galt; oder über die Modalitäten eines Truppenabzugs aus der Hafenstadt Hudeida, wo 70 Prozent der Hilfsgüter umgeschlagen werden.

UNO bemüht sich um Fortschritte

Der Sondergesandte der UNO für Jemen, Martin Griffiths, spricht dennoch weiter von einer positiven Dynamik. Er glaubt auf beiden Seiten den Willen zu erkennen, den Gesprächsfaden nicht abreissen zu lassen.

Vorgesehen ist nun, dass sich die Konfliktparteien in einem ersten Schritt wenigstens aus dem Gebiet der unmittelbaren Hafenanlagen um Houdeida zurückziehen. Dabei soll einer der zentralen Kornspeicher freigegeben werden, dort lagert Getreide für mehr als drei Millionen Menschen.

Griffiths hofft, dass dieser erste Entspannungsschritt in den nächsten Tagen Realität werden könnte. Alles Weitere bleibt in der Schwebe.

«Jemen muss Frieden bekommen»

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Viele Familien in Jemen seien völlig verzweifelt, sagt die Mediensprecherin des UNO-Welternährungsprogramms (WFP), Bettina Lüscher. «Sie wissen nicht, wie sie überleben sollen.» Am schwächsten seien schwangere oder stillende Frauen sowie Kinder. «Jeden Tag sind zig Lastwagen im Land unterwegs, um sie mit Lebensmitteln zu versorgen», so die WFP-Sprecherin. Dabei gestalte sich die Arbeit der rund 500 örtlichen WFP-Mitarbeiter sehr mühsam und aufwendig, weil immer mit allen Seiten verhandelt werden müsse. «Die Situation vor Ort ist sehr, sehr schwierig.» Dringend würden nun vier Milliarden Dollar zur Versorgung der Menschen in Jemen benötigt. Ebenso dringend sei, dass die Kämpfe beendet würden. «Um die Krankheit Jemens zu heilen, muss das Land Frieden bekommen», betont Lüscher.

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