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Generalstreik in Frankreich Proteste gegen die Rentenreform gehen in eine neue Runde

  • Reisende in Frankreich müssen sich auch am Freitag wieder auf Behinderungen im Verkehr sowie auf Flughäfen einstellen.
  • Grund sind Streiks gegen die geplante Rentenreform. Diese hatten bereits am Donnerstag den öffentlichen Verkehr im Land lahmgelegt.
  • Von zehn TGV-Hochgeschwindigkeitszügen werde lediglich einer fahren, teilte die französische Staatsbahn SNCF mit.

Auch der französische Nahverkehr ist stark betroffen: Zehn Metrolinien sind komplett geschlossen, vier weitere kaum bedient. Nahverkehrszüge, Busse und Tram sind zum Teil nur zu Stosszeiten unterwegs. Der Streik wird bis Montag, vielleicht sogar noch länger, andauern. Das haben die Gewerkschaften des Pariser Bus- und Metrobetreibers RATP angekündigt.

Die französische Staatsbahn SNCF rät auf ihrer Webseite, Zugfahrten wenn möglich zu verschieben, weil der nationale – und internationale – Bahnverkehr – auch derjenige mit der Schweiz – auch heute stark beeinträchtigt sein wird.

Am Donnerstag waren Hunderttausende Menschen im ganzen Land auf die Strasse gegangen. Etliche Lehrer traten in den Ausstand. Auch in Teilen des öffentlichen Dienstes, in Spitälern und Justizstellen wurde die Arbeit niedergelegt. Bei einer Demonstration in Paris kam es am Rande zu Krawallen.

Die Diskussion um die Renten ist eine Kraftprobe, die weitergehen wird. Verschiedene Gewerkschaften wollen am Freitag über das weitere Vorgehen beraten. Mitte nächster Woche will Premierminister Édouard Philippe die Eckpunkte der Reform bekannt geben, die das komplizierte französische Rentensystem vereinfachen soll.

Das Rentensystem in Frankreich

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  • Die Mitte-Regierung von Premier Édouard Philippe will mit der Rentenreform die Zersplitterung in 42 Einzelsysteme für bestimmte Berufsgruppen beenden.
  • Sonderregeln, die von anderen oft als Privilegien gewertet werden, gibt es zum Beispiel für Eisenbahner oder Mitarbeiter der Energiewirtschaft.
  • So können Lokführer theoretisch mit Anfang bis Mitte 50 in Rente gehen.
  • Das normale Renteneintrittsalter liegt bei 62 Jahren.
  • Künftig soll ein Punktesystem die Höhe der Rente mitbestimmen. Ausserdem will die Regierung Anreize geben, länger zu arbeiten.

(dpa)

Die Rentenreform ist das Vorzeigevorhaben von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Seine grösste Kontrahentin, die Rechtspopulistin Marine Le Pen, forderte bereits ein Referendum.

Glaubt man den Umfragen, will auch eine Mehrheit der Französinnen und Franzosen eine Reform. Doch traut sie diese dem Präsidenten und seiner Regierung nicht zu.

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