Mit einem Streik haben Unabhängigkeitsbefürworter in Katalonien erneut das öffentliche Leben in der Region teilweise lahmgelegt. Demonstranten blockierten am Mittwoch Strassen, Autobahnen und Gleise, teilte die katalanische Strassenverkehrsbehörde mit.
Mehr als 50 Strassen in der Region, darunter wichtige Autobahnen, seien zeitweise unpassierbar gewesen. Zu dem Streik aufgerufen hatte die Gewerkschaft CSC, die eine Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien unterstützt.
Auf den Strassen nach Barcelona bildeten sich am Mittwoch lange Staus. Busse und Bahnen boten teilweise nur einen Notdienst an, zahlreiche Geschäfte blieben geschlossen.
Mit der Aktion wollte die Gewerkschaft gegen Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt und gegen ein Dekret der Zentralregierung in Madrid protestieren, welches eine einfachere Verlegung von Firmensitzen aus Katalonien ermöglicht.
Unterstützung für die Protestaktion kam von der grössten katalanischen Bildungsgewerkschaft Ustec sowie den Gruppierungen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium Cultural, deren Chefs inhaftiert sind.
Unter anderem musste ein TGV-Hochgeschwindigkeitszug von Barcelona nach Frankreich auf halber Strecke umkehren. In Gerona blockierten Demonstranten Bahngleise und legten damit den Zugverkehr zeitweise lahm.
Nur schwache Auswirkungen
Allerdings folgten weniger Menschen dem Streikaufruf als beim Generalstreik Anfang Oktober. Der Streik zeigte somit auch Mobilisierungsprobleme der Unabhängigkeitsbewegung. Die beiden grössten spanischen Gewerkschaften CCOO und UGT unterstützten den Ausstand nicht. Aus der Präfektur in Barcelona hiess es, die Auswirkungen des Streiks seien «schwach».
Streiks aus politischen Motiven sind nach spanischem Recht verboten. Angesichts der politischen Krise in Katalonien nahm der Streik allerdings politische Züge an: Demonstranten trugen Flaggen und Spruchbänder der Unabhängigkeitsbewegung und forderten die Freilassung von ehemaligen katalanischen Regierungsmitgliedern und von Vertretern der Zivilgesellschaft.