Erschossen, erstochen, in die Luft gesprengt, zu Tode gefoltert: 68 Journalisten sind im vergangenen Jahr bei der Ausübung ihres Berufs getötet worden. Das schreibt das International News Safety Institute (INSI) in seinem jährlichen Bericht. Die meisten Opfer gab es in Afghanistan, in Mexiko, in Irak und in Syrien. Also in Ländern mit intensiven politischen oder kriminellen Konflikten.
Journalistenmord in Malta
Gemordet wurde aber durchaus nicht nur dort: Daphne Caruana Galizia etwa wurde in Malta getötet, einem EU-Land. Ihre Recherchen im obskuren Finanzsektor der Insel wurden für mächtige Kreise gefährlich.
Galizias Fall ist typisch: Sie starb nicht einfach bei der Berufsausübung, sondern sie wurde ermordet, weil sie ihren Beruf ausübte. «In rund jedem dritten Fall wurden die späteren Opfer vorher bedroht, immer häufiger online», sagt INSI-Direktorin Hannah Storm.
Das heisst, dass Regierungen und Sicherheitskräfte oft die Möglichkeit hätten, schon vor der Mordtat zu handeln. In rund neunzig Prozent der Fälle tun sie es aber nicht einmal danach.
«Die meisten Journalistenmörder kommen nach wie vor straflos davon», sagt Storm. Das ist so, obschon neuerdings der Schutz von Journalisten weit oben auf der UNO-Agenda steht. Eine ganze Serie von Resolutionen verlangt von den Mitgliedsländern, Schritte gegen die Täter zu unternehmen.
Konfliktparteien sollen Journalisten, ebenso wie humanitäre Helfer, besonders schützen, weil sie bei kriegerischen Konflikten Beobachter und nicht Beteiligte sind. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagt: «Wenn man Journalisten schützt, können ihre Worte und Bilder die Welt verändern.»
«Journalistenfreie» Zonen
Guterres meint eine Veränderung zum Guten. Das liegt aber offenkundig nicht im Interesse mancher Akteure in Konflikten. Bei Pressefreiheitsorganisationen und in Redaktionen wird zwar aufgeatmet, weil 2017 weniger Opfer forderte als die Jahre davor. Doch eine grundsätzliche Wende zum Besseren sieht niemand. Weder gibt es weniger Konflikte, noch wird der Schutz von Journalisten besser gewährleistet oder werden die Täter systematisch verfolgt.
Mitunter gründen sinkende Opferzahlen schlicht darin, dass viele Medien gar keine Reporter mehr in besonders gefährliche Länder wie Libyen, Syrien oder Somalia entsenden.