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Eine Mercedes-Limousine vor der Grossen Halle des Volkes in Peking
Legende: In Peking kommt es zum symbolträchtigen, aber konfliktbeladenen Treffen von Kapitalismus und Sozialismus. Reuters
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International Heikles Familientreffen: Chinas Interessen und Taiwans Ängste

Der liberal-demokratische Inselstaat und das kommunistische Riesenreich gehen «systembedingt» getrennte Wege. Nun steht eines der seltenen Treffen der einst rivalisierenden politischen Lager an. Bei vielen Taiwanesen schürt dies Ängste vor einer Umklammerung durch den grossen Bruder.

China ist seit dem Bürgerkriegsende von 1949 eine gespaltene Nation. Auf dem Festland herrschen die Kommunisten, auf der Insel Taiwan die geflohenen Nationalisten. Heute besucht erst zum zweiten Mal seit der Spaltung der Nationalistenchef seinen Amtskollegen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) auf dem Festland.

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Historisches Treffen der Parteichefs in Peking
aus HeuteMorgen vom 04.05.2015.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 45 Sekunden.

Das erste solche Treffen vor zehn Jahren, zwischen den Vorgängern des jetzigen Nationalisten-Chefs Eric Chu und KP-Chef Xi Jinping, hatte enorme Folgen. Handelsvolumen und Wirtschaftsverflechtung zwischen Festlandchina und Taiwan vervielfachten sich. Ebenso der Tourismus, die Festländer strömen mittlerweile in Millionenscharen auf die Insel.

Dass das Treffen zwischen Xi Jinping und dem taiwanesischen Nationalistenchef Chu ähnliche Auswirkungen haben wird, ist allerdings kaum zu erwarten. Gerade weil der Wirtschaftserfolg der Annäherung der letzten zehn Jahre so gross war.

Annäherung oder Umklammerung?

Vielen Taiwanesen geht diese Entwicklung mittlerweile zu weit. Sie sehen die Annäherung als immer stärkere Umklammerung. Von der zudem nicht die breite Bevölkerung der Insel, sondern vorab einige taiwanesische Grossunternehmen profitieren.

Letztes Jahr besetzten Studenten wochenlang Taiwans Parlament, um zu verhindern, dass dem Festland auch noch der Banken- und Immobiliensektor geöffnet würde. Und bei Lokalwahlen wurden die Nationalisten für ihre Peking-freundliche Politik vom Volk mit einer massiven Schlappe abgestraft.

Nun aber stehen auf der Insel in wenigen Monaten Gesamterneuerungswahlen an. Im Hinblick auf diese könnte das heutige Treffen durchaus Folgen haben. Alles was den Nationalistenchef Chu als «Peking-nahe» aussehen liesse, wäre Wasser auf die Mühle der Oppositionspartei – das ist auch KP-Chef Xi bewusst.

Darum hat er dem Wunsch seines Besuchers entsprochen, dem Austausch von Höflichkeiten vor den Medien kein Treffen hinter verschlossenen Türen folgen zu lassen. Denn ein solches würde bei den Taiwanesen natürlich sofort den Verdacht auf Geheimabsprachen wecken.

Taiwan: Das «andere» China

Ende des 19. Jahrhunderts von Japan kolonisiert, gelangte Taiwan im Zweiten Weltkrieg zurück in chinesischen Besitz. Als Kommunistenführer Mao Zedong am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China ausrief, zog sich die Kuomintang, die Nationale Volkspartei, mit zwei Millionen Zivilisten nach Taiwan zurück. Als Resultat des chinesischen Bürgerkriegs bestehen bis heute zwei separate chinesische Staaten. Beide betrachteten sich jahrzehntelang als alleinige Vertretung Chinas. Für die Volksrepublik China ist Taiwan eine «abtrünnige Provinz». Seit rund fünf Jahrzehnten erlebt das Land einen wirtschaftlichen anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung. Eine politische Liberalisierung nach jahrzehntelanger Ein-Parteien-Herrschaft durch die Kuomintang setzte indes erst 1987 ein, als erstmals eine politische Opposition zugelassen wurde. Mit der demokratischen und wirtschaftlichen Liberalisierung entwickelte sich auch eine immer stärker werdende taiwanische Identität, vor allem die jüngeren Generationen betrachten sich immer weniger als Chinesen.

(srf/imhm)

Proteste gegen Handelsabkommen

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Proteste gegen Handelsabkommen

Im März 2014 kam es in Taipeh zu gewalttätigen Zusammenstössen zwischen demonstrierenden Studenten und Polizisten. Die Eskalation passierte nach mehrtägigen Protesten gegen ein Handelsabkommen zwischen Taiwan und China und gipfelte in der Besetzung des Parlaments. Die Studenten fürchteten, dass eine wirtschaftliche Öffnung Abhängigkeiten schaffe.

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