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Im Westen Afrikas Meuterei in Mali: Präsident erklärt seinen Rücktritt

  • Nach einer Meuterei in Mali haben Soldaten einem Offizier zufolge den Präsidenten des westafrikanischen Landes und den Regierungschef festgenommen.
  • Nur wenige Stunden später erklärte Staatschef Ibrahim Boubacar Keïta in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt.
  • «Ich möchte, dass kein Blut vergossen wird, um mich an der Macht zu halten», sagte der Präsident. Deshalb habe er sich entschieden, seinen Posten zu verlassen.

Zur Meuterei kam es in Kati, etwa 15 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt, wie das deutsche Aussenministerium in Berlin mitteilte. Der Hintergrund war zunächst unklar. In Bamako gab es der US-Botschaft zufolge Berichte von Soldaten, die durch die Stadt fuhren und in die Luft schossen.

Zudem gebe es Berichte über Demonstranten, die sich in der Stadt versammelten. Zuvor hatten mehrere westliche Botschaften vor Spannungen und Unruhen gewarnt und ihren Bürgern, vor allem in Bamako, geraten, Zuhause zu bleiben.

Die internationale Gemeinschaft reagierte scharf auf die Geschehnisse. Ein hochrangiger Funktionär der Afrikanischen Union verurteilte die Festnahme in einer Mitteilung – und forderte, dass die Gefangenen sofort freigelassen werden. Der westafrikanische Staatenverbund Ecowas rief zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung auf. Die Militärs sollten unverzüglich in ihre Kasernen zurückkehren. Die umliegenden Länder wurden aufgefordert, ihre Grenzen zu Mali zu schliessen.

Seit Monaten in politischer Krise

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die in Westafrika massiv im Einsatz gegen Islamistenmilizen vertreten ist, schloss sich den Aussagen von Ecowas an, wie es in einer Mitteilung des Aussenministeriums hiess. Der Putschversuch könne «in keiner Weise eine Antwort auf die tiefe gesellschaftspolitische Krise sein, die Mali seit mehreren Monaten getroffen hat», erklärte zudem der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell via Twitter. In Mali sind unter Führung von UNO und EU Soldaten verschiedener Länder stationiert.

Mali steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Die Opposition im Lande fordert den Rücktritt von Präsident Keïta. Seine Popularität war angesichts von Vorwürfen rund um Korruption und Wahlmanipulationen stark gesunken. Zudem wird er dafür kritisiert, die Gefahr durch den islamistischen Terror nicht in den Griff zu bekommen.

Jüngst ist es immer wieder zu grossen, teilweise gewalttätigen Protesten in dem Land gekommen. Ob die Meuterei mit der Oppositionsbewegung in Verbindung steht, ist aber unklar.

Steigende Gewalt

In Mali und anderen Ländern der Sahelzone sind etliche islamistische Terrorgruppen aktiv. Einige haben dem Islamischen Staat (IS) oder Al-Kaida die Treue geschworen. Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International zeigen sich über die steigende Gewalt zunehmend besorgt. Bereits rund 250'000 Menschen wurden aufgrund anhaltender Angriffe allein in Mali vertrieben.

SRF 4 News, 18.08.2020, 21 Uhr ; 

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