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Impfneid bis Verteilungschaos So verlief der Impfstart in Europa

Die Schweiz hat zu wenige Impfdosen. Die Impftermine waren im Nu ausgebucht. Wie lief der Impfstart in anderen Ländern?

Viel zu wenige Impfdosen und Kritik an der Fehlplanung von Bund und Kantonen: Die Impfkampagne in der Schweiz ist schleppend angelaufen. Auch in anderen Staaten sieht es ähnlich aus. Ein Überblick:

Grossbritannien: Die Briten haben beim Impfen im Vergleich zur EU bislang die Nase vorn: Der Impfstoff von Biontech und Pfizer war schon Anfang Dezember per Notfallzulassung freigegeben worden. Am 8. Dezember wurde die erste Britin geimpft. Seit Anfang Januar steht mit dem heimischen Vakzin der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca ein weiteres Mittel bereit. Bislang sind nach Angaben der Regierung mehr als 1.3 Millionen Menschen gegen Corona geimpft worden. Das Tempo der Impfkampagne soll deutlich beschleunigt werden, Ziel sind zwei Millionen Impfungen pro Woche.

Frankreich: In der ersten Woche nach dem Impfstart am 27. Dezember gab es in Frankreich Medien zufolge nur einige Hundert Impfungen. Französische Regionalpolitiker warfen der Regierung in Paris Versagen vor und fühlten sich nicht eingebunden. Frankreichs Impfkampagne sah vor, im Januar und Februar erst einmal ältere Menschen in Pflegeheimen und älteres Personal vor Ort zu impfen. Das sei logistisch schwierig, verteidigten die Behörden das schleppende Tempo. Nach massiver Kritik wurde der Personenkreis schliesslich erweitert – zum Beispiel auch auf Menschen über 75 Jahre. Nun sollen ausserdem Hunderte Impfzentren öffnen.

Italien: Auch Italien verabreichte am 27. Dezember die ersten lang ersehnten Impfdosen von Pfizer-Biontech. Nach dem Start wurde jedoch direkt Kritik laut, dass die Impfungen zu langsam anliefen. Um den Jahreswechsel fehlten in einigen Regionen laut Medienberichten ausserdem Ärzte und Krankenhauspersonal. In der Lombardei, die mit am härtesten von der Corona-Pandemie getroffen wurde, hatten die Ärzte bis Anfang dieser Woche nur etwa 14 Prozent der verfügbaren Impfungen gespritzt – im Gegensatz zu einem Grossteil der anderen Regionen in dem Land. Die Kampagne nahm im neuen Jahr jedoch Fahrt auf. Insgesamt wurden bis Freitagvormittag rund 412'600 Corona-Impfungen gespritzt.

Deutschland: Zu wenig Impfstoff und schleppende Verteilung – auch die deutsche Bundesregierung steht wegen der Corona-Impfung in der Kritik. Die Opposition wirft der Bundesregierung vor, bei der Vorbereitung versagt zu haben. Laut Robert Koch-Institut wurden in Deutschland bislang knapp 480'000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn betonte immer wieder, dass der Impfstoff über Wochen und Monate hinweg knapp sein werde.

Spanien: Auch in Spanien sorgt der langsame Start der Corona-Impfkampagne für grosse Empörung. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren vom Impfstart am 27. Dezember bis Donnerstag nur knapp 28 Prozent der erhaltenen Dosen verabreicht worden. Besonders schlecht stand die Region um die Hauptstadt Madrid da. Oppositionsführer Pablo Casado von der konservativen Volkspartei PP forderte den Rücktritt von Gesundheitsminister Salvador Illa. Dieser beteuerte, alles verlaufe nach Plan. Kritisiert wird unter anderem, dass an Wochenenden und Feiertagen überhaupt nicht geimpft werde.

Österreich: Nach den ersten Impfungen am 21. Dezember wurden bis Anfang der Woche rund 6800 Menschen in Altenheimen geimpft. Nach massiver öffentlicher Kritik an der langsamen Umsetzung wurde der grossflächige Impfstart, der ursprünglich für den 12. Januar geplant war, vorgezogen. Noch in dieser Woche sollen über 21'000 Impfungen stattfinden. Mengenmässig wähnt sich das Land auf der sicheren Seite. Allein vom Biontech/Pfizer-Impfstoff seien für Österreich mit knapp neun Millionen Einwohnern 5.5 Millionen Dosen vorgesehen.

Niederlande: Als allerletztes Land der EU starteten die Niederlande am vergangenen Mittwoch mit der Impfung. Doch erst ab dem 15. Januar sind tatsächlich auch alle 25 Impfzentren im ganzen Land einsatzbereit. Dabei lagert seit Weihnachten der Impfstoff ungenutzt in einer Halle – zuletzt waren es rund 280'000 Dosen. «Impfchaos» und «totales Versagen» hatten Parlament und Öffentlichkeit der Regierung vorgeworfen. Mediziner hatten am Ende selbst die Initiative ergriffen, um Ärzte und Pfleger von Corona-Patienten zu impfen. Premier Mark Rutte räumte Fehler ein.

Puls, 04.01.2020, 21.05 Uhr ; 

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