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Impfung gegen Covid-19 Dank Covax werden auch ärmere Länder Impfstoff erhalten

Der Wettlauf um Corona-Impfstoffe ist in vollem Gange: Regierungen weltweit bestellen Millionen Dosen für ihre Einwohnerinnen und Einwohner. Dabei sollen auch die ärmeren Länder nicht zu kurz kommen. Tatsächlich werden dank der Solidaritätsaktion Covax diesmal auch die Entwicklungsländer rasch mit einer gewissen Menge Impfstoff versorgt, wie der Pharma-Lobbyist Thomas Cueni sagt.

Thomas Cueni

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Thomas Cueni ist internationaler Lobbyist der Pharmafirmen und unter anderem Direktor der IFPMA (Internationale Vereinigung der Pharmaindustrie).

SRF News: Rechnen Sie mit einer weltweit gerechten Verteilung der Impfstoffe gegen Covid-19?

Thomas Cueni: Dank Covax gibt es jetzt nicht ausschliesslich den Impfstoff-Nationalismus. Doch nüchtern betrachtet, war immer zu erwarten, dass kein Land die Interessen der eigenen Bevölkerung hintanstellen würde – und das sehen wir jetzt. Auch die Bevölkerung in der Schweiz wartet ungeduldig auf die Impfungen. Manche verstehen nicht, dass in manchen Nachbarländern früher mit Impfen begonnen wird als bei uns.

Das internationale Programm Covax strebt eine gerechte Verteilung der Impfstoffe auf alle Länder an – ist das zwar eine gute Idee, aber leider nicht umsetzbar?

Covax ist sicher eine gute Idee, die von der Erfahrung der Vergangenheit profitiert. So haben bei der Schweinegrippe 2009 mit dem Virus H1N1 die reichen Länder sehr schnell alle weltweit verfügbaren Impfstoffe und antiviralen Medikamente aufgekauft. Für die Entwicklungsländer bleib nichts übrig.

Bei der Schweinegrippe 2009 gab es viel böses Blut.

Als man merkte, dass die Schweinegrippe bei Weitem nicht so tödlich ist, wie befürchtet worden war, wollten die reichen Länder die Impfstoffe am liebsten wieder zurückgeben – oder sie suchten nach Abnehmern in den Entwicklungsländern. Das hat viel böses Blut gegeben. Daraus hat man die Lehren gezogen und diesmal Covax ins Leben gerufen. Die Solidaritätsaktion wird durchaus ein Erfolg werden.

Wie läuft das Ganze konkret ab?

Wie auch bei den Massnahmen gegen die Pandemie in der Schweiz – jeder Kanton kennt andere Einschränkungen – sehen wir beim Impfstoffthema eine wunderschöne Kakofonie: Auf der einen Seite schaut jedes Land selber für sich und wie es möglichst schnell Impfstoff kriegt, auf der anderen Seite hat auch Covax schon früh Vorverträge für Impfstoff mit den Herstellern abgeschlossen.

Bis Ende 2021 sollten weltweit das Gesundheitspersonal und die über 65-Jährigen geimpft werden können.

Das Ziel von Covax ist, im nächsten Jahr zwei Milliarden Impfdosen weltweit zu verteilen. Die Hälfte geht an Länder, die sich selber finanzieren, die andere Hälfte soll an Entwicklungsländer gehen. Verglichen mit der Situation von 2009 ist das ein immenser Fortschritt. Laut den von der WHO aufgestellten Regeln soll weltweit zunächst das Gesundheitspersonal geimpft werden, danach kommen die über 65-Jährigen dran. Laut den Berechnungen sollte der Covax-Impfstoff reichen, um weltweit auch diese beiden Gruppen Bevölkerungsgruppe bis Ende 2021 impfen zu können.

Das Gespräch führte Lucia Theiler.

SRF 4 News aktuell vom 7.12.2020, ; 

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