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International Indonesien: Hoffnungsträger auf der Siegerstrasse

Joko Widodo wird nach den Hochrechnungen neuer Präsident Indonesiens. Mit dem 53-Jährigen setzt die drittgrösste Demokratie der Welt erstmals auf einen Mann aus dem Volk. «Jokowi» seien die längst nötigen Reformen zuzutrauen, sagt Jan Woischnik von der Konrad-Adenauer-Stiftung im Interview mit SRF.

Joko Widodo (l.) trat gegen den früheren General Prabowo Subianto an.
Legende: Der Bürgermeister von Jakarta Joko Widodo (l.) trat gegen den früheren General Prabowo Subianto an. Keystone

Er ist jung, zupackend und vor allem nicht korrupt. Joko Widodo ist für Indonesien ein Ausnahmepolitiker. Und alles deutet darauf hin, dass der Bürgermeister von Jakarta bald nächster Präsident wird. Laut Hochrechnungen liegt er mit 52 Prozent klar vor seinem Gegenspieler, dem Ex-General Prabowo Subianto.

Wie ist der Erfolg des Hoffnungsträgers einzuschätzen? Fragen an Jan Woischnik, Leiter der Konrad Adenauer-Stiftung in Jakarta.

SRF: Das offizielle Ergebnis wird in ungefähr zwei Wochen vorliegen. Wie sicher ist das heutige Resultat?

Jan Woischnik: Aus meiner Sicht hat Joko Widodo die Wahl gewonnen. Er hat rund 52 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. Sein Gegner, Ex-General Prabowo Subianto, hat nur 47 Prozent gemacht.

Trotzdem haben sich jetzt beide Kandidaten zum Sieger erklärt. Rechnen Sie mit Unruhen?

Um Unruhen vorherzusagen, ist es zu früh. Zu berücksichtigen ist, dass sich Prabowo seit 2008 vorgenommen hat, Präsident zu werden. Der 62-Jährige hat in den letzten Wochen und Monaten intensiv gekämpft und auch viel eigenes Geld in den Wahlkampf gesteckt. Es muss sich bei ihm wohl erst einmal setzen, dass er verloren hat.

«Jokowi», wie Joko Widodo allgemein genannt wird, gilt als Hoffnungsträger, und Reformer. Was hat der 53-Jährige vorzuweisen?

Jokowi hat in der Politik als Bürgermeister der kleinen Stadt Solo auf Java angefangen und aus dem etwas verkommenen Provinznest eine blühende Stadt gemacht. 2012 wurde er in Jakarta zum Gouverneur (Bürgermeister) gewählt und hat auch dort sehr beherzt seit Jahrzehnten fällige Reformen angepackt. Es ist ihm also durchaus zuzutrauen, dass er jetzt als Staatspräsident viele sehr nötige Reformen anstossen wird.

War es also eine Wahl zwischen Aufbruch und Rückschritt, wenn man die beiden Kandidaten betrachtet?

Ja. Denn Ex-General Prabowo ist ein Mann aus der Suharto-Zeit. Er wurde komplett vor der 1998 beginnenden Demokratisierung sozialisiert und denkt in den Kategorien dieser Zeit. Jokowi ist der genaue Gegenentwurf. Er hat mit der Suharto-Ära nichts zu tun, sondern hat sich vom Kleinunternehmer im Möbelhandel hochgearbeitet.

Der eine weltgewandt und vernetzt in der konservativen Elite und der Armee, der andere ein Mann des Volkes mit ausgesprochen sozialer Ader. Was bedeutet das für die Zukunft Indonesiens?

Das Volk hat sich heute mutig getraut, erstmals jemanden zu wählen, der nicht aus der alten Oligarchie stammt. Das ist entscheidend. Die Wahl fiel auf einem Mann, der die Sorgen des Volkes genau kennt und nicht abgehoben handeln wird. Deshalb ist das heute ein sehr guter Tag für Indonesien.

Trotzdem schien es im Wahlkampf zeitweise so, als ob Prabowo Subianto dank seiner politischen Erfahrung doch die besseren Karten hätte. Hat sich der Wunsch sehr vieler, nach dem «starken Mann» in Luft aufgelöst?

Nein. Prabowo hat einen sehr engagierten Wahlkampf hingelegt, der auch technisch professioneller war als jener des Jokowi-Lagers. Und immerhin haben ihn 47 Prozent der Indonesier gewählt. Aber am Ende sind es doch weniger als die Hälfte.

Indonesien ist riesig: Knapp 240 Millionen Einwohner, Zehntausende von Inseln. Ist es jetzt ein gespaltenes Land?

Ich würde nicht so weit gehen und von einer Spaltung des Landes oder der Gesellschaft sprechen. Gespaltene Gesellschaften gibt es beispielsweise in Venezuela, wo die politische Spaltung durch Freundeskreise und Familien hindurchgeht. So weit ist es in Indonesien nach meiner Beobachtung nicht.

Das Interview führte Ursula Hürzeler.

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