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Fimenschilder der vier Telekom-Anbieter Frankreichs: Bouygues, SFR, Orange und Virgin Mobile.
Legende: Aus vier würden drei: Gelingt die Fusion, verschwindet Bouygues vom Markt. Reuters

International Paris wehrt sich gegen Telekom-Fusion

In Frankreichs Telekom-Branche zeichnet sich eine Elefanten-Hochzeit ab: SFR, die Nummer zwei, will Bouygues Telecom übernehmen. Widerstand kommt von der Regierung, die befürchtet, dass die anstehende Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen ins Wasser fällt. Mit negativen Folgen fürs Sparbudget.

Der Preis ist hoch: Zehn Milliarden Euro bietet SFR für Bouygues Telecom, ein Unternehmen, das seit Jahren rote Zahlen schreibt. Insgesamt vier Telekom-Anbieter sind es heute auf dem französischen Markt, seit Jahren leisten sie sich einen heftigen Preiskampf.

Das freut die Konsumenten: Kombi-Abos für Mobiltelefonie, Internet und Fernsehen sind so günstig wie fast nirgendwo in Europa. Allein deshalb wolle SRF Bouygues übernehmen, befürchten Konsumenten-Organisationen – um dem Preiskampf ein Ende zu setzen.

Preiskampf führt überall zu Fusionen

Ganz so einfach sei das nicht, sagt Telekomexperte Didier Pouillot. «In allen Ländern Europas findet eine Konsolidierung statt, weil die Margen der Anbieter unter 20 Prozent gesunken sind.» Deshalb sei es auch in Grossbritannien, Deutschland oder Spanien bereits zu Fusionen gekommen wie jetzt in Frankreich angekündigt.

Die Politik haut in die gleiche Kerbe – zumindest vordergründig. Weniger Wettbewerb unter den Anbietern sei nicht im Interesse des Landes, sagt Wirtschaftsminister Manuel Macron. Das sind erstaunliche Töne von einen Minister, der bei anderer Gelegenheit nicht müde wird zu betonen, welche Vorteile weniger Staat und mehr Freiheit für Unternehmen habe.

Das Kartenhaus droht zusammenzufallen

Die Erklärung für die ideologische Kehrtwende des Wirtschaftsministers liegt möglicherweise anderswo. Es ist noch keine Woche her, dass Macron seine Pläne präsentierte, wie er im Herbst eine neue Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen durchführen will. Sie sollte seiner Regierung mindestens zweieinhalb Milliarden Euro Einnahmen garantieren. Doch diese Annahmen basieren auf der Tatsache, dass vier Anbieter sich gegenseitig hochbieten.

Nach der nun angekündigten Fusion fände die Versteigerung aber unter ganz neuen Vorzeichen statt, ist Telekomexperte Pouillot überzeugt. «Jeder Anbieter passt nun seine Verhandlungsstrategie an. Darum reagieren die Minister so heftig.»

Die Milliardeneinnahmen, mit denen die Regierung rechnet, sind im Budget 2015 dafür reserviert, die steigenden Militär-Ausgaben zu finanzieren. Und sie sind Teil der Vereinbarung mit der EU, die Schulden Frankreichs abzubauen. Die Fusion von SFR und Bouygues durchkreuzt nun all diese Versprechungen. Das Kartenhaus droht zusammenzufallen.

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