In der Stadt Wuppertal sind junge Männer in orangefarbenen Westen mit dem Aufdruck «Sharia Police» mehrmals nachts durch die Strassen gezogen. Sie wiesen Passanten auf Verhaltensregeln radikaler Muslime hin wie zum Beispiel das Alkoholverbot oder den Verzicht auf Musik.
Dass die deutsche Politik sofort auf die Gruppe reagiert und Gesetzesverschärfungen fordert, liege an der Angst vor der Terrorgruppe IS, sagt Casper Selg: «Das sieht man hier als grosse Gefahr auch für Europa. Viele dieser Fanatiker kommen aus Deutschland.»
Hinzu kommt, dass in Städten wie Wuppertal radikale Salafisten schon lange ein sehr heftig diskutiertes Thema sind. Damit werde eine solche Grenzüberschreitung wie die Scharia-Polizei schnell zum grossen Thema – selbst wenn diese Gruppe aus lediglich zwölf Personen bestehe und vor allem provozieren wolle.
Immer mehr Fälle von Paralleljustiz
Dennoch hat die heftige Reaktion der Politik auch mit einem rein deutschen Problem zu tun: «Es gibt hier schon länger das Phänomen, dass etwa Diebstähle, Körperverletzungen oder Tötungen unter Libanesen oder Türken immer häufiger von muslimischen Sippenführern abseits der ordentlichen Justiz abgehandelt werden.»
Da sei eine Paralleljustiz am Entstehen, die in einem Rechtsstaat nicht toleriert werden könne, die aber sehr schwer zu bekämpfen sei. Das mache einen wesentlichen Teil dieser Nervosität in Deutschland aus, sagt Selg.