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Internationale Geldwäscherei Rüffel der Finma für CS zeigt Schwachstellen im System

Die Sache hat System – und zwar in zweifacher Hinsicht:

Zum einen zeigt die jüngste Rüge der Finma an die Adresse der Credit Suisse (CS), dass die Aufsichtsbehörde kein Pardon kennt im Kampf gegen Geldwäscherei. Die Finma schaut seit einigen Jahren sehr genau hin. Und sie hat heute – im Unterschied zu früher – offenbar auch die nötigen Spezialisten, um gezielt gegen Banken vorzugehen, die ihre Sorgfaltspflichten verletzen.

Sonst wäre es nicht möglich, dass immer wieder neue Fälle von mangelnden Kontrollen an die Öffentlichkeit kommen – wie nun bei der CS. Andere Banken hat die Finma auch schon öffentlich an den Pranger gestellt wegen ähnlicher Schwächen.

Zum anderen verdeutlicht die jüngste Rüge der Finma, wie schwierig es für globale Finanzkonzerne ist, die Risiken in den Griff zu bekommen. Es reicht nicht, konzernweit interne «Polizisten» zu platzieren, die den Bankern beim Tagesgeschäft auf die Finger schauen. Die Banker müssen in der Praxis spüren: Es lohnt sich nicht, Geld aus unsauberen Quellen anzunehmen.

Extrabonus trotz Regelverstoss

Bei der CS lief das in mindestens einem Fall nachweislich falsch. Wie die Finma schreibt, erhielt ein fehlbarer Kundenberater jahrelang hohe Vergütungen – er wurde also belohnt dafür, dass er eine lukrative Geschäftsbeziehung angebahnt hatte, obwohl er dabei aktenkundig gegen interne Vorschriften verstiess.

Schliesslich stellte sich heraus: Das Geld stammte aus unsauberer Quelle. Zwar ist der Kundenberater für seine Vergehen inzwischen strafrechtlich verurteilt worden. Aber trotzdem hat die Affäre dem Ruf der Bank nachhaltig geschadet.

Nun muss die CS bei ihren Kontrollmechanismen nachbessern. Obendrein schickt ihr die Finma einen Aufpasser ins Haus. Der wird akribisch prüfen, ob die Bank wirklich alle nötigen Massnahmen gegen Geldwäscherei konsequent umsetzt. Damit dürfte die Angelegenheit für die CS allmählich wieder in den Hintergrund treten.

Risiken im System bleiben

Die Episode illustriert jedoch – über diesen Einzelfall hinaus – ein grundsätzliches Problem: Die Schweiz ist seit Jahrzehnten international führend in der Verwaltung der Milliardenvermögen aus aller Welt.

Bis vor wenigen Jahren waren es vor allem die Gelder aus den westlichen Industrieländern, die so ihren Weg auf Bankdepots in der Schweiz fanden. Und längst nicht immer waren diese ausländischen Kundengelder im Herkunftsland versteuert.

Neuerdings buhlen die hiesigen Banken vermehrt um die Vermögen aus den wirtschaftlichen Wachstumsregionen in Asien oder Lateinamerika. Die Risiken, sich dabei in Korruption und Geldwäscherei zu verstricken, nehmen so aber tendenziell zu.

Das bedeutet: Kontrollmängel – wie nun bei der CS – werden künftig erneut auftauchen bei Schweizer Finanzhäusern. Und die Finma hat mit gutem Grund ihre Kapazitäten aufgestockt, um die Banker immer wieder aufs Neue an ihre Sorgfaltspflichten im Umgang mit den reichlich fliessenden Geldern zu erinnern.

Jan Baumann

Wirtschaftsredaktor, SRF

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Jan Baumann ist seit 2013 Wirtschaftsredaktor bei SRF. Davor arbeitete er während rund zehn Jahren als Redaktor für die Zeitung «Finanz und Wirtschaft», unter anderem als USA-Korrespondent.

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