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Investitionen auf der Krim «Nur die Hälfte des russischen Geldes wird ankommen»

Ziemlich genau fünf Jahre sind seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland vergangen. Nun hat Moskau ein umfangreiches Investitionsprogramm für die Halbinsel im Schwarzen Meer angekündigt. Rund 310 Milliarden Rubel – etwa 4.7 Milliarden Franken – will man in den nächsten vier Jahren in den Ausbau der Infrastruktur der Halbinsel stecken. Für Russland-Experte Hermann Krause ist klar: Der Zeitpunkt der Ankündigung ist speziell.

Hermann Krause

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Hermann Krause ist Leiter des ARD-Studios in Moskau und kennt die russische Hauptstadt seit über 30 Jahren.

SRF News: Ist es ein Zufall, dass Moskau so kurz vor dem 5. Jahrestag der Annexion der Krim ein milliardenschweres Investitionsprogramm ankündigt?

Hermann Krause: Das ist bewusst so gemacht, denn die Krim ist so etwas wie ein Prestigeobjekt. Man will sowohl dem Westen als auch den Bewohnern der Russischen Föderation zeigen, dass man der Krim besonderer Aufmerksamkeit schenkt. Die Entwicklung der Krim liegt der Regierung, dem Kreml und Wladimir Putin besonders am Herzen. Deshalb gibt Russland eben diese horrenden Summen aus, die in die Krim und besonders in die Infrastruktur investiert werden sollen.

Die Ukraine sieht die Krim weiterhin als ihr Staatsgebiet an. Wie sieht denn aktuell die Versorgungslage auf der Krim aus?

Es ist nicht so, dass man sage muss, es bricht irgendwas zusammen. Es gelingt den Russen immer wieder, die notwendigen Lebensmittel und weitere Dinge dort hinzubringen. Das Wichtige für Russland ist, dass die Brücke bei Kertsch ganz fertig wird. Sie soll demnächst für den Eisenbahnverkehr geöffnet werden. Das wäre aus russischer Sicht ein wichtiges Mittel, um die Krim zu versorgen.

Vielleicht die Hälfte wird auf der Krim ankommen, der Rest verschwindet schon vorher in dunkeln Kanälen.

Aber dennoch gibt es Probleme, denn die Krim ist mit Sanktionen belegt. Jeder der dort investiert, muss damit rechnen, dass nicht nur die Ukraine, sondern möglicherweise auch die USA oder Europa ihn auf die schwarze Liste setzt. Aber dennoch: Die Entwicklung auf der Krim lässt sich eigentlich nicht aufhalten. Die Leute sagen alle, dass sie zufrieden sind und dass sie nicht mehr zur Ukraine, sondern zu Russland gehören.

Wie stark werden die Bewohner der Krim vom Ausbau der Infrastruktur profitieren?

Das ist eine berechtigte Frage, denn auf der Krim wird, genauso wie überall in Russland, Geld abgezweigt. Von den 310 Milliarden wird vielleicht die Hälfte auf der Krim ankommen, der Rest verschwindet in dunklen Kanälen. Dann beginnt auch wieder das Karussell der Korruption. Es hat in den letzten Jahren auch schon grosse Investitionen Russlands gegeben, zum Beispiel in den Strassenbau. Mir wurde von den Menschen dort gesagt, das Geld sei irgendwo versickert.

Da kann sich der Westen aufregen, wie er will – es wird nichts passieren.

Die Bewohner der Krim leiden auch unter den hohen Preisen. Auch wenn viele politisch einverstanden sind, zu Russland zu gehören, so leiden sie darunter, dass die Wirtschaft nicht ganz so toll läuft. Zuerst war man sehr begeistert darüber, dass man die Renten und etwa die Gehälter in Rubel bekommen hat, weil das im Vergleich zur ukrainischen Währung Hrywnja eine feste Währung ist. Aber dann hat man festgestellt, dass die Preise höher werden. Es gibt viele reiche Russen vom Festland, die auf der Krim einkaufen. So treiben sie die Preise in die Höhe. Das ärgert viele Leute.

Russland unterstreicht mit dem Milliarden-Investitionsprogramm, dass es die Krim niemals wieder hergeben will. Was heisst das für den Ukraine-Konflikt?

Es ist eine Verschlechterung. Es steht eigentlich so gut wie fest, dass Russland die Krim nicht rausgibt. Das will man in der Ukraine nicht wahrhaben, weil die Ukraine noch immer sagt, die Krim gehöre ihr. Aber es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Russland da überhaupt nicht flexibel ist. Es geht nicht nur um Geld, sondern auch darum, dass dort Soldaten und Waffen stationiert sind und dass man aus dem Grund ganz klar machen will: ‹Wir werden die Krim niemals rausgeben.› Da kann sich der Westen aufregen, wie er will – es wird nichts passieren.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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