- Das bei Teheran abgestürzte ukrainische Passagierflugzeug ist unabsichtlich von Iran abgeschossen worden. Das meldet das iranische Staatsfernsehen.
- «Menschliches Versagen» ist demnach für den Abschuss verantwortlich. Ein Defekt im militärischen Kommunikationssystem habe zu dem Abschuss geführt.
- Irans Revolutionsgarden übernehmen nach Angaben ihres Luftwaffenchefs Amirali Hadschisadeh die volle Verantwortung für das Unglück.
Zum Hergang erklärte ein Kommandant der iranischen Revolutionsgarde, die ukrainische Passagiermaschine habe sich am Mittwoch einer strategisch wichtigen Militäranlage genähert, sei versehentlich als feindlicher Marschflugkörper eingestuft und schliesslich abgeschossen worden.
Nach Angaben des Militärs gab es an dem Unglückstag mehrere US-Drohungen, iranische Ziele anzugreifen. Daher habe «höchste Alarmbereitschaft» geherrscht.
Ich wünschte, ich könnte sterben und hätte nicht Zeuge eines solchen Unglücks sein müssen.
Der Luftwaffenchef der Revolutionsgarden, Amir Ali Hadschisadeh, erklärte den Abschuss im iranischen Staatsfernsehen mit einer Verwechslung. Die Maschine sei für einen Marschflugkörper gehalten worden und daraufhin mit einer Kurzstreckenrakete abgeschossen worden.
Laut Hadschisadeh wollte der zuständige Offizier der Zentrale die Gefahr melden, aber genau zu dem Zeitpunkt habe es einen Defekt im Kommunikationssystem gegeben - was aber keine Rechtfertigung sei. Der Offizier hatte laut Hadschisade dann nur wenige Sekunden zu entscheiden, ob er eine Luftabwehrrakete abfeuert oder nicht. «Und leider tat er es, was dann zu dem Unglück führte», sagte der Kommandant.
Verantwortlicher wird vor Militärgericht gestellt
Der Luftwaffenchef übernahm im Namen der Revolutionsgarden die volle Verantwortung für den Flugzeugabsturz. «Ich wünschte, ich könnte sterben und hätte nicht Zeuge eines solchen Unglücks sein müssen.»
In der iranischen Pressemitteilung hiess es weiter, der für den Abschuss Verantwortliche werde vor ein Militärgericht gestellt. Die Streitkräfte entschuldigten sich bei den Opferfamilien und versprachen, solch ein «Fehler» werde nicht mehr vorkommen.
Öffentliches Eingeständnis
Zuvor hatte der Iran tagelang einen Abschuss vehement bestritten und erklärt, ein technischer Defekt sei die Ursache gewesen. Unter den Absturzopfern waren unter anderen 57 Kanadier.
Präsident Hassan Rohani äusserte heute mehrfach sein Bedauern und versprach eine gründliche Untersuchung: «Dieser unverzeihliche Vorfall muss juristisch konsequent verfolgt werden.» Die Familien der Opfer sollten entschädigt werden.
Der Abschuss sei eine «grosse Tragödie und ein unverzeihlicher Fehler», schrieb der iranische Präsident Hassan Rohani zunächst auf Twitter.
Teilschuld der USA
Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif schrieb auf Twitter von einem «traurigen Tag». Er entschuldigte sich bei den Familien der Opfer und der iranischen Bevölkerung. Weiter schrieb er: «Menschliches Versagen in Krisenzeiten, vom Abenteurertum der USA verursacht, hat zu diesem Desaster geführt.»
Die Boeing 737 stürzte am Mittwoch beim Start in Teheran ab. Das Flugzeug war auf dem Weg in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Alle 176 Menschen an Bord kamen ums Leben.