Die Restaurantkette «Jamie's Italian» des britischen Starkochs Jamie Oliver hat Insolvenz angemeldet. Das Ende kommt nicht wirklich überraschend: Schon seit längerem kämpften Olivers Restaurants mit Schwierigkeiten, wie der Journalist Peter Stäuber in London weiss.
SRF News: Wie konnte es zu der Pleite der italienische Restaurantkette von Starkoch Jamie Oliver kommen?
Peter Stäuber: Die Schwierigkeiten sind nicht neu. Schon vor einigen Jahren stand die Kette kurz vor der Insolvenz. Jamie Oliver musste tief in die eigene Tasche greifen, um sie zu retten. Er schoss damals fast 13 Millionen Pfund seines eigenen Geldes ein.
Jamie Oliver hat zu viele Restaurants eröffnet.
Verschiedene Ursachen wie steigende Mieten und Lohnkosten sowie zunehmende Konkurrenz sind einige der Gründe für die Schwierigkeiten. Ausserdem hat Oliver einen Fehler begangen, den auch andere Restaurantketten gemacht haben: Er hat zu viele Restaurants eröffnet. Das war auf die Dauer nicht mehr rentabel.
Hat der Name Jamie Oliver die Leute zuletzt zu wenig angezogen?
Der Neuheits-Faktor hat mit den Jahren sicher abgenommen. Zu Beginn vor rund zehn Jahren präsentierte Oliver ein attraktives Angebot: Gutes, rustikal-italienisches Essen aus guten Zutaten zu Preisen, die sich auch Normalbürger leisten konnten. Doch je länger desto öfter wurde moniert, die Qualität in den Restaurants entspreche nicht mehr den Erwartungen, die mit dem Starkoch assoziiert werden.
Wie reagiert man in Grossbritannien auf die Pleite von «Jamie's Italian»?
Man ist ob der Insolvenz kaum überrascht, die Briten scheinen darüber wenig betrübt zu sein. Viele Leute haben den Eindruck, dass sich Oliver mit der rapiden Expansion der vergangenen zehn Jahre übernommen hat. Oliver hatte diesen Fehler in der Vergangenheit auch eingeräumt, entsprechend denken viele, dass er an der Pleite auch ein bisschen selbst schuld ist.
Auch andere bekannte Restaurantketten in Grossbritannien haben in letzter Zeit dicht gemacht. Ist die britische Gastroindustrie generell in einer Krise?
Das ist tatsächlich so. Nach dem Boom von ähnlichen Restaurantketten im mittleren Preissegment vor rund zehn Jahren ist Ernüchterung eingekehrt. Es gab auf einmal in jeder Stadt einen Ableger dieser Ketten – insgesamt viel zu viele Restaurants, um rentabel zu sein. Auch nahm die Qualität mit der steigenden Zahl an Restaurants tendenziell ab. Hinzu kommen die allgemeinen Probleme, die der Gastronomie in Grossbritannien zugesetzt haben sowie das schwache Pfund, das die Importe verteuert.
Jamie Olivers Lebenswerk geht weit über seine Restaurants hinaus.
Ist das Ende von «Jamie's Italian» auch das abrupte Ende von Olivers Lebenswerk?
Nein. Jamie Oliver feiert weiterhin – auch kommerziell – grosse Erfolge mit seinen Fernsehsendungen und Kochbüchern. Die Restaurantkette war bloss ein Teil seines Engagements; sein Lebenswerk geht weit darüber hinaus. So hat er in den vergangenen 20 Jahren sehr viel für die britische Küche getan: Durch ihn verbesserte sich ihr Ruf im Ausland massiv, auch hat er den Britinnen und Briten vorgemacht, wie man aus erschwinglichen Zutaten gut kochen kann. Zudem zog er einige Kampagnen auf, die im ganzen Land Wellen geschlagen haben. So etwa sein Engagement für gesundes Essen in Schulkantinen, das sehr viel bewirkt hat. Auch sind die Olivers Restaurants ausserhalb Grossbritanniens von der Insolvenz nicht betroffen.
Das Gespräch führte Barbara Büttner.