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Kampf gegen Coronavirus Grossbritannien rechnet mit jährlichen Covid-Impfungen

Das Vereinigte Königreich kauft weiter Impfstoffe ein, obwohl es bereits eine umfangreiche Versorgung hat. Mit der offensiven Strategie bringt es insbesondere Frankreich in Verlegenheit. Das Land muss jetzt sogar den ersten eigenen Covid-Impfstoff den Briten überlassen.

Trüge er keine Schutzmaske, so hätte man dem britischen Premierminister Boris Johnson wohl eine gewisse Genugtuung angesehen: Er besuchte kürzlich die Produktionsstätte der französisch-österreichischen Valneva in Schottland.

Französischer Impfstoff für Briten

In Frankreich, im Valneva-Labor in Saint-Herblain bei Nantes, arbeiten die Forscher mit Hochdruck an einem Covid-Impfstoff. Geht alles gut, werden die ersten Impfdosen diesen Herbst ausgeliefert. Allerdings nicht an Frankreich, sondern eben an Grossbritannien. Denn die Regierung hat nicht nur die klinischen Tests, sondern auch den Ausbau der Fabrik in Schottland finanziert.

Valneva hätte bei vielen europäischen Staaten angeklopft, die Briten seien aber jene gewesen, die bereits jetzt Geld gesprochen hätten und das bringe Vorteile, erklärt Franck Grimaud, der Verwaltungspräsident von Valneva. «Wenn ein Staat oder eine internationale Organisation das ganze Risiko übernimmt, dann hat man zwangsläufig eine vertragliche Verpflichtung diesem Land oder dieser Organisation gegenüber.» Das sei nur logisch, so Grimaud.

Frage der staatlichen Finanzierung

Damit schnappen die Briten den Franzosen 100 Millionen Impfdosen unter der Nase weg – Frankreich soll erst Anfang 2022 beliefert werden. Es sei eine Frage der nationalen Impfstrategie, sagt die französische Ökonomin für Gesundheitsfragen, Nathalie Coutinent.

Sie erklärt, es gebe eben Staaten, die finanzierten zurzeit die Biotech-Branche, andere nicht: «In einigen Ländern gibt es eine staatliche Finanzierung.» Deutschland habe beispielsweise CureVac unterstützt, die USA hätten viel Geld in Moderna gepumpt.

Jährliche Impfung wie bei Wintergrippe

Die britische Regierung investiert bewusst weiterhin in die Forschung und kauft Impfstoffe für die Zukunft ein, weil sie davon ausgeht, dass man allenfalls – ähnlich wie bei der Wintergrippe – eine jährliche Impfung brauchen wird. Das verkündete kürzlich der britische Gesundheitsminister Matt Hancock.

Der Mikrobiologe Simon Clarke der britischen Universität Reading ist ebenfalls überzeugt, dass sich die Immunität erhöhen wird und es allenfalls jährliche Impfungen braucht: «Dazu könnten die Vakzine weniger wirksam gegen neue Virusvarianten sein.» Deshalb habe sich die britische Regierung dafür entschieden, über die nächsten Jahre auch massiv in die Herstellung von Impfstoffen gegen neue Mutationen zu investieren. «Denn solche werden mit Sicherheit auftauchen.»

Tagesschau vom 06.02.2021, 19:30 Uhr

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