Zum Inhalt springen

Knappes Rennen in Kroatien Amtsinhaberin und Ex-Regierungschef in Stichwahl

  • Im Rennen um die Präsidentschaft in Kroatien kommt es zu einer Stichwahl.
  • Im Januar treffen die konservative Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarović und der ehemalige sozialdemokratische Regierungschef Zoran Milanović aufeinander.
  • Das ergaben die offiziellen Teilergebnisse am Sonntagabend.

Wie die Wahlkommission am Abend nach Auszählung von knapp 98 Prozent der Stimmen mitteilte, lag Milanović in der ersten Runde mit 29.5 Prozent in Führung. Grabar-Kitarović kam demnach auf 26.7 Prozent.

Mann vor Mikrophonen.
Legende: Der oppositionelle Sozialdemokrat Zoran Milanović war früher Regierungschef. Keystone

Da keiner der Kandidaten im ersten Anlauf auf 50 Prozent der Stimmen kommen wird, wird eine Stichwahl am 5. Januar zwischen den beiden Erstplatzierten entscheiden.

Enges Rennen zwischen den Kandidaten

Umfragen hatten im Vorfeld der ersten Wahlrunde ein enges Rennen zwischen Grabar-Kitarović, Milanović und dem nationalistischen Sänger und Geschäftsmann Miroslav Škoro vorausgesagt. Škoro kam laut den Teilergebnissen auf 24.4 Prozent der Stimmen.

Amtsinhaberin.
Legende: Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarović am Tag der Wahl. Reuters

Die Wahlbeteiligung lag gut zwei Stunden vor Schliessung der Wahllokale nach Angaben der Wahlkommission bei 38.82 Prozent. Wahlberechtigt waren 3.8 Millionen Kroaten.

Spaltung kommt Milanović zugute

Grabar-Kitarović ist seit 2015 Präsidentin. Die 51-Jährige wird von der Mitte-rechts-Partei HDZ unterstützt, die seit Kroatiens Unabhängigkeit 1991 das Land die meiste Zeit regierte. Im Wahlkampf gelang es der konservativen Staatschefin nicht, am rechten Lager der Partei festzuhalten, das sich eher dem Nationalisten Škoro zuwandte.

Die Spaltung des rechten Lagers kam dem Mitte-links-Kandidaten Milanović in der ersten Wahlrunde zugute. Allerdings ist nicht klar, ob sich dies auch in der Stichwahl so darstellt, sollte das rechte Lager sich dann wieder vereint zeigen.

Als Regierungschef von 2011 bis 2016 war Milanović als arrogant kritisiert worden. Nun setzte er auf ein Comeback mit dem Versprechen, Kroatien zu einem «normalen» Land zu machen, mit einer unabhängigen Justiz und Respekt für Minderheiten.

Rückschlag für Regierung

Beobachter sehen in einer Niederlage für Grabar-Kitarović einen Rückschlag für den gemässigten Regierungschef Andrej Plenković von der HDZ. Plenkovićs Regierung übernimmt am 1. Januar für sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft. Der Urnengang gilt überdies als Stimmungstest vor der Parlamentswahl im kommenden Herbst.

Die Regierung kämpft derzeit mit einer zunehmenden Abwanderung: Immer mehr Kroaten verlassen das Land auf der Suche nach besserer Bezahlung und besseren Jobchancen in wohlhabenderen EU-Staaten. Viele, die abwandern, kritisieren auch Vetternwirtschaft und Korruption und eine schlechte öffentliche Versorgung.

Meistgelesene Artikel