- Korsikas Nationalisten haben bei den Regionalwahlen die Mehrheit der Sitze gewonnen.
- Das nationalistische Bündnis erhielt knapp 57 Prozent der Stimmten.
- Die Nationalisten verlangen unter anderem, dass neben französisch auch korsisch als offizielle Amtssprache anerkannt wird.
Der Ausgang der Wahl auf der französischen Mittelmeerinsel dürfte eine Herausforderung für Präsident Macron darstellen. Er muss entscheiden, ob Teile der Kontrolle abgegeben werden.
Schon nach der ersten Runde vor einer Woche hatte das nationalistische Bündnis von Gilles Simeoni und Jean-Guy Talamoni Pè a Corsica (Für Korsika) mit 45 Prozent klar in Führung gelegen. Die Wahlbeteiligung war am Sonntag mit 52,6 Prozent allerdings gering.
Mehr Autonomie aber keine vollständige Loslösung
Die Korsen waren am Sonntag aufgerufen gewesen, die 63 Abgeordneten der neu geschaffenen einheitlichen Gebietskörperschaft (CTU) zu wählen, die zum Jahresbeginn 2018 ihre Arbeit aufnehmen und die bisherigen Vertretungen ersetzen soll.
Die nationalistischen Parteien streben eine grössere Autonomie für Korsika an. Anders als die Katalanen im Nachbarland Spanien wollen sie aber derzeit keine vollständige Loslösung von Frankreich, nicht zuletzt wegen der Abhängigkeit von staatlichen Geldern.
Drei Forderungen an Paris
Die Nationalisten haben drei Hauptforderungen aufgestellt: Sie wollen eine gleichwertige Anerkennung der korsischen Sprache neben dem Französischen, eine Amnestie für Häftlinge, die sie als politische Gefangene betrachten, sowie die Anerkennung eines korsischen Aufenthaltsstatus im Kampf gegen Immobilienspekulanten aus dem Ausland.
«Paris muss heute Bilanz ziehen, was auf Korsika geschieht», sagte der Spitzenkandidat Simeoni nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Er habe Premierminister Edouard Philippe in einem Telefonat gesagt, dass «wir einen echten Dialog mit dem Staat erwarten und dass die Konditionen noch nie so günstig waren für die korsische Frage».
Jahrzehntelange Separatisten-Bemühungen
Sein Verbündeter, Separatistenführer Talamoni, der in Anspielung auf den katalanischen Unabhängigkeitsführer Carles Puigdemont oft als «korsischer Puigdemont» bezeichnet wird, sagte, Paris müsse nun «sehr schnell Verhandlungen beginnen». Talamoni selbst rechnet aber nicht mit einer Abspaltung von Frankreich in den kommenden zehn oder 15 Jahren.
Auf Korsika kämpften militante Gruppen jahrzehntelang gewaltsam für eine Unabhängigkeit von Frankreich. Die wichtigste Untergrundgruppe, die nationale Befreiungsfront Korsikas (FLNC), erklärte im Sommer 2014 das Ende des bewaffneten Kampfes.