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Bei Unruhen nahe des Tempelbergs in Jerusalem wird Tränengas eingesetzt
Legende: Kein Ende der Gewalt im Nahen Osten: Sieben Menschen starben innerhalb von zwei Tagen. Reuters
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Unruhen am Tempelberg «Lage in Jerusalem wird sich nicht so bald beruhigen»

Der Streit um den Zugang zum Tempelberg in Jerusalem ist am Freitag eskaliert: Sechs Menschen wurden getötet und über 400 verletzt. Israel-Kennerin Inge Günther zu den Hintergründen.

SRF News: Was ist der Auslöser für die Eskalation?

Inge Günther: Begonnen hat die aktuelle Gewaltspirale letzten Freitag vor einer Woche, als ein Attentat nahe des Tempelbergs geschah. Das Unübliche war, dass drei arabische Israelis ein Attentat auf israelische Grenzpolizisten verübt haben. Die Regierung Netanjahus hat danach für 48 Stunden den Tempelberg geschlossen und rigide Sicherheitsbestimmungen errichtet, unter anderem die umstrittenen Metalldetektoren. Gestern dann den Höhepunkt der Geschichte: Im Anschluss an die Freitagsgebete hat es schwere Ausschreitungen gegeben.

Was hat man gegen Metalldetektoren? Zum Beten braucht man weder Messer noch Pistolen.

Man kritisiert ja nicht die Metalldetektoren an sich. Aber sie werden von den israelischen Sicherheitsbehörden eingesetzt. Die Israelis haben damit ein weiteres Mittel in der Hand, zu bestimmen, wer auf den Tempelberg kommt und wer nicht. Und das hat wohl die Wut entfacht.

Die Israelis haben mit den Metalldetektoren ein weiteres Mittel in der Hand, zu bestimmen, wer auf den Tempelberg kommt und wer nicht
Autor: Inge GüntherJournalistin

Auffallend bei der Eskalation ist die Anzahl der Verletzten: Allein gestern über 400. Wie ist das zu erklären?

Israel setzt bei der Bekämpfung solcher Unruhen auch Dinge ein, die in Europa nicht üblich sind. Unter anderem ist das scharfes Reizgas. Und dazu kommen die sogenannten gummiummantelten Stahlgeschosse, die haben grosse Schlagkraft und können zu bösen Verletzungen führen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat bis auf Weiteres alle Kontakte mit Israel abgebrochen. Welche Konsequenzen hat das?

Wirklich enge Kontakte werden ja bis heute nur zwischen den Sicherheitsleuten gepflegt. Es gibt keine Friedensverhandlungen auf politischer Ebene. Wenn jedoch die Sicherheitskoordination beim Kontaktabbruch eingeschlossen wäre, dann könnte das auf eine weitere Eskalation hinweisen, weil die Sicherheitskräfte nicht mehr zusammenarbeiten würden.

Wie gross ist die Bereitschaft auf beiden Seiten, eine Lösung zu finden?

Am Freitagnacht sind ja bei einem Messerangriff in einer jüdischen Siedlung in Westjordanland drei Israelis getötet worden. Deshalb ist von israelischer Seite Druck da, nicht nachzugeben. Auf der palästinensischen Seite will die Bevölkerung von Abbas etwas sehen. Wenn er die Versöhnung mit den Israelis sucht, könnte ihm das zusätzlich angekreidet werden. Von da her denke nicht, dass beide Seiten bereit sind, die nötigen Massnahmen zu ergreifen, um die Situation zu deeskalieren.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino

Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats

Schweden, Frankreich und Ägypten treffen sich am Montag zu einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats. Die Ratsmitglieder müssten dringend über Möglichkeiten beraten, «wie die Appelle zu einer Deeskalation unterstützt werden können», sagte der schwedische UN-Botschafter Carl Skau in New York. Die EU rief ihrerseits Israel und Jordanien auf, gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie sich die Sicherheit auf dem Tempelberg für alle gewährleisten lasse.

Inge Günther

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Inge Günther

Seit 1996 arbeitet Inge Günther für die «Frankfurter Rundschau» als Korrespondentin in Jerusalem. 2005 wurde sie vom Medium-Magazin unter die zehn besten deutschen Reporter gewählt.

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