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Legalisierung von Cannabis Kanada will ein Stück vom Kuchen

Ab heute erlaubt Kanada den Konsum, will den Verkauf aber staatlich kontrollieren. Wie das geht, erklärt ein Journalist.

Darum geht es: Wer in Kanada älter als 18 Jahre ist, darf ab heute legal kiffen. Erwachsene dürfen bis zu 30 Gramm Marihuana für den persönlichen Gebrauch kaufen. Essbare Cannabis-Produkte sind erst nächstes Jahr erlaubt, einige Provinzen erlauben den Eigenanbau. Kanada ist nach Uruguay erst das zweite Land, das Cannabis legalisiert. In den USA haben zwar mehrere Bundesstaaten Cannabis legalisiert. Gemäss US-Bundesgesetz ist die Substanz aber weiterhin illegal.

Gerd Braune

Journalist in Kanada

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Braune lebt seit rund 20 Jahren in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Er berichtet für mehrere Medien in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg.

So funktioniert es: Die Regierung will den Verkauf von Cannabis staatlich kontrollieren – mit einem mehrstufigen Kontrollsystem. Das ist nichts Neues, sagt der Journalist Gerd Braune in Ottawa: «Kanada hat, wenn es um solche Kontrollen geht, schon viel Erfahrung. Zum Beispiel im Bereich des Alkohols, den man in Kanada auch nur in staatlichen Alkohol- und Bierläden beziehen kann.»

Unternehmen und Geschäfte, die Marihuana und Cannabis verkaufen wollen, benötigen Lizenzen, die nach genauen Vorschriften vergeben werden. Braune vergleicht es mit der Pharmaindustrie: «Dort finden auch viele Qualitätskontrollen statt. Das werden wir auch im Cannabis-Bereich erleben.»

Gründe für die Legalisierung: Der Markt für Cannabis-Produkte ist in den letzten zwei Jahren stark gewachsen. «Dieses Wachstum hält weiter an», sagt der Journalist. In den Jahren 2013 bis 2016 wurden 27 Unternehmen lizenziert, die Cannabis für medizinische Zwecke anbauen. «Inzwischen liegt die Zahl der Genehmigungen bei ungefähr bei 125. Und die Hälfte dieser Unternehmen ist börsennotiert, in Toronto oder teilweise sogar in New York», sagt Braune.

Menschen stehen Schlange vor einem Cannabis-Laden.
Legende: Vor diesem Laden in St. John's, der Cannabis-Produkte legal feilbietet, bildete sich eine Warteschlange. Reuters

Diese Unternehmen schafften wiederum Arbeitsplätze. «Es macht sich sicherlich nicht auf dem gesamten kanadischen Arbeitsmarkt bemerkbar. Aber lokal ist das sehr wichtig», glaubt Braune. Die kanadische Regierung freut sich zudem über höhere Steuereinnahmen, denn sie vergibt die Lizenzen an kommerzielle Anbaubetriebe und kassiert zehn Prozent der Einnahmen. Die Provinzen erheben ihrerseits eine Verkaufssteuer. Die Regierung sage zwar, die finanzielle Seite sei ist nicht die Motivation gewesen, Cannabis zu legalisieren.

Viele Kanadier sind froh, dass das Verbot nun fällt.
Autor: Gerd Braune Journalist in Ottawa

Man rechne aber damit, dass Marihuana künftig – so wie heute das medizinische Marihuana oder auch das vom Schwarzmarkt – ungefähr zehn kanadische Dollar pro Gramm kosten wird, so Braune. Das würde bedeuten, dass viele hundert Millionen Dollar in die Staatskassen fliessen werden.

Reaktionen auf die Legalisierung: Vor einigen Läden, die seit Mitternacht Cannabis-Produkte verkaufen dürfen, bildeten sich laut Medienberichten lange Warteschlangen. «Viele Kanadier sind froh, dass das Verbot, das knapp 100 Jahre lang bestand, nun fällt», sagt Braune. «Aber von dem grossen Jubel, dass man nun überall Marihuana konsumieren kann, davon ist Kanada weit entfernt.»

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