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Machtkampf in Venezuela Das ist der Mann, der Maduro das Fürchten lehrt

Juan Guaidó ist das neue Gesicht des Widerstands in Venezuela. Nun geht er aufs Ganze im Kampf gegen Machthaber Maduro.

Der 23. Januar ist in Venezuela ein historischer Tag. 1958 stürzten Volk und Armee gemeinsam die Diktatur von Marcos Perez Jimenez. Heute macht die bürgerliche Opposition mit einer Massenkundgebung in Caracas Druck, um die Herrschaft von Präsident Nicolas Maduro zu beenden, Parlamentspräsident Juan Guaidó erklärt sich dabei selbst zum Staatschef des wirtschaftlich kollabierenden Landes.

Vom Hinterbänkler zu Maduros Erzfeind

Guaidó ist 35 Jahre alt, Ingenieur von Beruf und Parlamentsabgeordneter für die konservative Partei Voluntad Popular. Der Hinterbänkler wurde in Venezuela schlagartig bekannt, als er Anfang Januar zum Parlamentspräsidenten gewählt wurde und gleich mit einem Tabu brach. Guaidó wandte sich direkt an die Streitkräfte Venezuelas und forderte sie auf, den Machthaber Nicolas Maduro zu stürzen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich der unpopuläre Maduro auf die Bajonette stützt. Und klar ist auch, dass es den Uniformierten nicht besser geht als dem Rest der Venezolaner, die unter Hunger, Güterknappheit und Hyperinflation leiden.

Kaltgestellte Legislative begehrt auf

Anfang der Woche lehnten sich Polizeibeamte gegen Maduro auf, doch blieb die angepeilte Kettenreaktion in den Kasernen aus. Dennoch bleibt die Lage kritisch, weil auch die USA, die Europäische Union und die meisten Regierungen Lateinamerikas Venezuelas Demokratie restauriert sehen wollen.

Guaidó kommandiert seine Offensive gegen das linksautoritäre Regime vom Parlament aus. Er bezeichnet Maduro als widerrechtlichen Machthaber, weil die Wahlen vom letzten Mai ohne die Opposition stattgefunden hatten und daher als manipuliert gelten.

Maduro spricht.
Legende: Maduro kontrolliert die Institutionen, Guaidó will Volk und Armee hinter sich bringen: Venezuela steht am Scheideweg. Reuters

Das Parlament hat inzwischen die Regierungsfunktionen übernommen und will Neuwahlen organisieren. Guaidó riskiert seine Verhaftung, und die Abgeordneten, dass Maduro das Parlament ganz dicht macht. Kaltgestellt, ja entmachtet ist die Legislative schon seit drei Jahren. Gerade hat das regimetreue oberste Gericht alle Beschlüsse und Aktionen des Parlaments für null und nicht erklärt.

Dass Guaidó den Marsch der Oppositionellen in Caracas anführt, bedeutet nicht, dass die zwei Lager mit gleich langen Spiessen kämpfen. Maduro und seine Getreuen kontrollieren alle Institutionen Venezuelas. Längst ist das unbequeme Parlament mit bürgerlicher Mehrheit durch eine linientreue Verfassungsversammlung ersetzt worden.

Opposition muss die Armen erreichen

Doch Guaidó macht aus den bescheidenen Möglichkeiten recht viel. «Cabildo» nennt man auf Spanisch die Bürgerversammlungen unter freiem Himmel. Guaidó organisiert eine nach der anderen und spricht hemdsärmelig und von Lastwagenbrücken zu den Leuten. Der Zweck ist, den Kampf gegen die Maduro-Herrschaft und für die Demokratie unter das einfache Volk zu bringen.

Das geht in die richtige Richtung, denn die Oppositionsparteien hatten die Schwachen in Venezuela bis jetzt nicht auf dem Radar. In den Armenvierteln gibt es keinerlei politische Arbeit der Opposition, präsent sind dort einzig die Regierungskräfte.

Das ist eines der vielen Defizite der Bürgerlichen und gleichzeitig die Erklärung dafür, warum Nicolas Maduro immer noch im Sattel sitzt. Juan Guaidó hat sich vorgenommen, das zu ändern.

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