Das Video fand im Internet virale Verbreitung und bald auch in lokalen und nationalen Medien. James O'Keefe hat sich ins Team der Senatorin aus Missouri, Claire McCaskill, eingeschlichen und filmt mit versteckter Kamera.
Er plaudert mit zwei Wahlkampfverantwortlichen über Planned Parenthood (deutsch: Familienplanung). Die Frauengesundheitsorganisation gilt bei Konservativen als Abtreibungsmaschine.
«Was hast du mir gestern Abend erzählt», fragt O'Keefe. «Planned Parenthood gibt Senatorin McCaskill keine Wahlspenden, weil sie Abtreibungsgegner nicht abschrecken wollen», antwortet einer der Wahlkampfhelfer. «Und trotzdem erhalten wir Geld von ihnen?», fragt James O'Keefe nach. «Genau», sagt die andere Wahlkampfhelferin.
Es geht nicht um meine Meinung oder um Lobbying, es geht einfach darum aufzudecken, was die Leute sagen.
O'Keefe geht sehr gezielt vor. Er attackiere demokratische Wackel-Kandidaturen in eher konservativen Staaten, sagt er im Interview mit SRF: «Wir glauben, dass Demokraten dort ihre gemässigten Wähler in die Irre führen müssen, um wieder gewählt zu werden. Darum filmen wir Undercover.»
O'Keefe will heilige Kühe schlachten
Er sehe sich als Journalist in der Tradition des deutschen Enthüllungs-Journalisten Günter Wallraff. Dass dieser doch eher linke Themen bearbeitete, kümmert ihn nicht: «Es geht nicht um meine Meinung oder um Lobbying, es geht einfach darum aufzudecken, was die Leute sagen.»
«Project Veritas» – Projekt Wahrheit – nennt O'Keefe seine Aktionen. Aber politischer Dreh in Wahlkämpfen ist doch unabhängig der Partei gang und gäbe, warum ist O'Keefe auf die Demokraten fixiert? Er würde halt lieber die heiligen Kühe schlachten, die andere Medien nicht berühren wollen, sagt O'Keefe.
Sein Project Veritas ist klar in konservativer Mission unterwegs. Es macht seit 2009 linke Organisationen und Kandidaten unsicher, bisweilen auch gemässigte Republikaner – oft mit Erfolg. Inzwischen ist das Projekt zum Multimillionen-Geschäft angewachsen. Die NGO wird von Spendern konservativer Grössen wie den Koch-Brüdern finanziert, gemäss öffentlichen Dokumenten.
«Wir haben enorm hohe Anwaltskosten, hunderttausende Dollar pro Monat, denn wir werden oft verklagt», sagt O'Keefe. Auch Senatorin McCaskill in Missouri verlangt, dass der Staatsanwalt von Missouri gegen Project Veritas ermittelt. Pikant ist, dass genau dieser Staatsanwalt – der Republikaner Josh Hawley – ihr den Senatssitz streitig macht.
Demokratische Senatorin in Bedrängnis
«Es ist erstaunlich, dass Hawley diese betrügerische Aktion unterstützt. Als Staatsanwalt müsste er doch eigentlich ermitteln», sagte McCaskill vor lokalen Medien. Josh Hawley selber sagte, er habe nichts mit dem Video zu tun. Senatorin McCaskill sei offensichtlich in einer verzweifelten Phase.
Tatsächlich: Die Undercover-Aktion von James O'Keefe hat die Senatorin zusätzlich in Bedrängnis gebracht, ihre Wiederwahl steht auf der Kippe. Und damit auch die ohnehin geringen Chancen, dass die Demokraten die Mehrheit im Senat zurück gewinnen können.