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Fillon bleibt Kandidat der Konservativen
Aus Tagesschau Nacht vom 06.03.2017.
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Frankreichs Republikaner «Nach der Wahl werden die Rechnungen beglichen»

  • Die französischen Konservativen bleiben dabei: François Fillon ist ihr Präsidentschaftskandidat bei der Wahl am 23. April.
  • Doch Fillons Chancen sind schlecht, den zweiten Wahlgang zu erreichen.
  • Schuld am Schlamassel in der republikanischen Partei sei die Rivalität zwischen Fillon, Juppé und Sarkozy, sagt Professor Gilbert Casasus.

SRF News: In der konservativen Partei Fillons brodelt es. Trotzdem hat sich die Parteispitze einstimmig hinter Fillon gestellt. Sitzt er damit als Kandidat der Konservativen wieder fest im Sattel?

Gilbert Casasus

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Der schweizerisch-französische Doppelbürger ist in Bern und Lyon aufgewachsen. Studiert hat Casasus Politikwissenschaft, Germanistik, Geschichte und Öffentliches Recht. Seit 2008 ist er Professor für Europastudien an der Universität Freiburg i.Ü.

Gilbert Casasus: Im Sattel ja, fest nein. Nachdem Alain Juppé gesagt hat, er wolle die Kandidatur nicht übernehmen, war klar, dass Fillon einziger Kandidat ist. Klar ist auch, dass die Partei Les Républicains zerstritten ist und dass noch nicht alle Rechnungen beglichen sind.

Böse Zungen behaupten, Fillon bleibe nur deshalb Kandidat, weil es keine Alternative zu ihm gebe.

Es hätte durchaus Alternativen gegeben. Die französische Politik hat sich verändert, seit die Parteien Vorwahlen abhalten, um ihre Kandidaten zu küren. Die Vorwahlen des rechtskonservativen Bündnisses waren sehr erfolgreich. Fillon gewann sie überraschend gegen Juppé und Nicolas Sarkozy. Das Resultat bedeutete einen Rechtsruck innerhalb der Partei. Mit dem Bekanntwerden der Scheinbeschäftigungs-Vorwürfe gegen Fillon merkte man, dass die Républicains von vielen Konflikten geprägt sind. Diese erscheinen nun an der Oberfläche der französischen Politik.

Der Konflikt zwischen Fillon, Juppé und Sarkozy hat die republikanische Partei zerstört.

Welche Konflikte sind das?

Die gaullistische Tradition sieht vor, dass sich ein Mann mit dem Volk verbündet, das Volk also einen starken Mann braucht und wählt. Diese Tradition geht mit dem aktuellen System der Fünften Französischen Republik zugrunde: Der konservativen Partei ist das Prinzip der Ein-Mann-Partei abhanden gekommen.

Heute sind mehrere Männer – und nur wenige Frauen – in der Lage, die Partei zu führen. Fillon ist Vertreter des rechten, konservativen Flügels der Républicains, die auch der katholischen Kirche nahe stehen. Derweil vertritt Juppé die zentristische Strömung innerhalb der Partei, Sarkozy steht für den radikaleren Flügel. Der Konflikt dieser drei Männer hat die republikanische Partei zerstört.

Die drei Männer umringt von weiteren Männern.
Legende: Fillon, Juppé und Sarkozy. Sie stehen für drei verschiedene Flügel innerhalb der Républicains. Reuters

Wo bleiben die neuen, frischen Gesichter bei den Konservativen?

Die sind in den Startlöchern. Schon bei den Vorwahlen haben zwei von ihnen kandidiert: Nathalie Kosciusko-Morizet entstammt eher dem linken Flügel der Partei und der frühere Agrarminister Bruno Le Maire gehört eher zu den Zentristen. Ausserdem gibt es noch mehr Leute im Alter von etwa 50 Jahren, die durchaus in der Lage sind, die konservative Partei wiederzubeleben. Ihre Stunde könnte schon am Tag nach dem zweiten Wahlgang der Präsidentenwahl im Mai kommen, denn dann werden die Rechnungen beglichen. Denn erstmals seit 1958 besteht die plausible Möglichkeit, dass es kein bürgerlicher Kandidat in den zweiten Wahlgang einer Präsidentenwahl schafft. Gemäss den aktuellen Umfragen werden sich dann erstmals zwei Kandidaten gegenüberstehen, die nicht aus den traditionellen Parteien kommen: Marine Le Pen und Emmanuel Macron. Allerdings muss man mit Umfragen immer sehr vorsichtig umgehen.

Den Konservativen bleibt nun nicht mehr viel Zeit. In zehn Tagen ist Meldeschluss für die Kandidaten, am 19. April wird gewählt. Was kann die Partei tun, um noch eine Chance zu haben?

Die Républicains können bloss noch versuchen, den Schaden zu begrenzen. Dazu müssen sie ihre Themen forcieren und die traditionelle Wählerschaft mobilisieren. Seitdem Le Pen Chancen hat, Staatspräsidentin zu werden, gibt es ein neues Phänomen in der französischen Politik. Man stimmt nicht mehr für einen Kandidaten, sondern gegen jemanden. Nur so hat man im zweiten Wahlgang einen Kandidaten, der in der Lage ist, Le Pen zu schlagen. Und diesmal scheint der unabhängige Kandidat Macron dazu die weit bessere Chancen zu haben als Fillon.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

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