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Nach Massaker in Christchurch Waffenrückkauf in Neuseeland beendet

Illegaler Waffenbesitz wird ab sofort mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

In Neuseeland ist die Frist für die Rückgabe von Waffen abgelaufen. Alle Sturmgewehre und halbautomatischen Waffen sollen aus dem Verkehr gezogen werden, indem sie der neuseeländische Staat den Besitzerinnen und Besitzern abkauft.

Ab Samstag gibt es kein Geld und auch keine Amnestie mehr. Wer nach dem 20. Dezember mit einer illegalen Waffe erwischt wird, dem drohen der Verlust des Waffenscheins und bis zu fünf Jahre Haft.

Auslöser war Christchurch

Das landesweite «Buy Back»-Programm ist Folge der Attentate auf zwei Moscheen in Christchurch. Dort hatte ein Rassist aus Australien Mitte März 51 Muslime erschossen, die zum Freitagsgebet gekommen waren.

Nach dem Massaker geschah, was vergleichsweise in den USA trotz aller Anschläge unmöglich ist: Neuseelands Regierung verbot halbautomatische Waffen, wie sie der Täter verwendet hatte. Im Parlament gab es eine einzige Gegenstimme. Neuseelands knapp fünf Millionen Einwohner standen in grosser Mehrheit dahinter.

Inzwischen hat die Waffenlobby aber wieder an Boden gewonnen. Waffenbesitzer demonstrieren denn auch gegen das Waffenverbot. Das Gesetz sei überhastet eingeführt worden, sagt Sam Kircher vom Waffenlobby-Verband Council of Licenced Firearm Owners (Colfo): Das Gesetz treffe die falschen Menschen. «Es gibt viele Waffenbesitzer, die sich nicht bewusst sind, dass sie ab morgen Kriminelle sind.»

Viele Waffenbesitzer haben bis zum letzten Moment gewartet mit der Abgabe ihres Gewehrs. Weil ab Samstag der Besitz illegal ist, war der Andrang in den Polizeistationen entsprechend gross.

Was bringt die Rückkauf-Aktion?

Neuseelands Polizeiminister Stuart Nash hat unzählige Rückmeldungen von den Rückkauf-Stellen erhalten: «Alle waren positiv.» Insgesamt zahlte der Staat bislang umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro aus. Alles in allem kamen bislang mehr als 47’500 Waffen zurück.

Premierministerin Jacinda Ardern hält ihr Programm für einen Erfolg. «Zehntausende Waffen sind nicht mehr im Umlauf. Das ist eine gute Sache.» Auf Kritik der Waffenlobby entgegnet sie: «Ich sehe keinen Grund, dass man ganz leicht an einen Waffentyp herankommen kann, der rund um die Welt regelmässig benutzt wird, um massenhaft unschuldige Leute zu ermorden.»

Nach früheren Schätzungen der Polizei gab es in Neuseeland vor dem Anschlag bis zu 240’000 halbautomatische Waffen. Die Waffenlobby schätzt, dass noch mindestens 170’000 im Umlauf seien. Sie erklärte das Programm für gescheitert.

Manche Waffenliebhaber sind mit dem Programm aber auch zufrieden. Einer bekam für 20 Gewehre fast 60’000 Euro. Weil immer nur maximal zehn Waffen abgegeben werden dürfen, musste er zwei Mal kommen. Andere berichten, dass sich einige Leute billig alte Waffen besorgten, um sie teuer an den Staat zu verkaufen.

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