- Im letzten deutschen Fernsehduell vor der Europawahl hat sich der Sozialdemokrat Frans Timmermans für eine Abschaffung von Kurzstreckenflügen ausgesprochen.
- Allerdings müsse es als Ersatz gute Bahnverbindungen geben, sagte der Niederländer beim deutschen TV-Sender ZDF.
- Sein christdemokratischer Kontrahent Manfred Weber äusserte sich vorsichtiger.
Er wolle Kurzstreckenflüge nicht gesetzlich abschaffen, sagte der deutsche CSU-Politiker Weber. Doch plädierte auch er dafür, sie «durch eine gute Bahn» zu ersetzen.
Weber, Vizechef der bayerischen CSU, und der Niederländer Timmermans, bisher Vizepräsident der EU-Kommission, bewerben sich beide um die Nachfolge von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Zunächst kämpfen sie jedoch darum, mit ihren Parteienfamilien im nächsten EU-Parlament die stärkste Fraktion zu stellen. Die Europawahl findet vom 23. bis 26. Mai statt.
Gemeinsames Nein zur Atomkraft
Einig zeigten sich die beiden Spitzenkandidaten bei der Ablehnung der Atomkraft. Weber forderte einheitliche europäische Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke. Bisher liege dies in der Hand der nationalen Behörden. Die Zukunft liege ohnehin in einer eigenständigen europäischen Energieversorgung durch erneuerbare Energien.
Timmermans sagte: «Ich habe Deutschland immer bewundert für den Atomausstieg.» Deutschland habe den Weg gezeigt. «Ich hoffe, andere werden folgen», sagte der Niederländer.
Iran-Konflikt: Kandidaten wollen friedliche Lösung
Angesichts des sich zuspitzenden Atomstreits zwischen den USA und dem Iran warben die Spitzenkandidaten der Konservativen und der Sozialdemokraten eindringlich für eine friedliche Lösung. «Es gibt keine militärische Lösung», sagte Timmermans.
Die Europäer müssten sich dafür einsetzen, das Atomabkommen mit dem Iran aufrechtzuerhalten, sagte Timmermans. Eine friedliche Lösung sei nur mit dem Iran zu erreichen. Die USA machten einen «Fehler», wenn sie glaubten, dies mit Saudi-Arabien erreichen zu können. Europa müsse sich hier einig zeigen, forderte der Niederländer.
Weber, sagte, die EU müsse «Friedensmacht» sein. Europa habe aus der Geschichte gelernt, Konflikte friedlich zu lösen. Handlungsfähig sei die EU derzeit aber nur, wenn sich alle 28 Mitgliedsstaaten einig seien. Deshalb sei er für Mehrheitsentscheidungen in der EU, sagte der Deutsche.